3. Argument: “Gott ist tot” (Nietzsche)

Ich gebe zu: Das klingt gut, das ist ein markiger Spruch. Und wer die mag, ist bei Nietzsche ja genau richtig. Aber bei allem Respekt: Nietzsche ist sicherlich gut zum Zitieren, aber logisch gar nicht. Denn er behauptet einfach: „Gott ist tot.“ Und da könnte man ja mal zurückfragen: „Ja, wieso denn?“ Und Nietzsche antwortet: „Wir haben ihn getötet.“ Und wie soll das geschehen sein: Mit dem Verstand. Nur lässt sich Gott, wenn es ihn gibt, nicht mit dem Verstand töten. Und dann müsste man sogar entgegensetzen: „Wenn Du Gott getötet hast, dann hat er ja wohl zuvor gelebt. Also hat es ja doch einen gegeben.“ Das ist alles irgendwie absurd.

Nietzsche hat keine guten Argumente gegen Gott, auch wenn er häufig zitiert wird. Er spiegelt in seinen Schriften vielmehr seine persönliche Auseinandersetzung und sein Ringen gegen die Existenz Gottes wieder. Nietzsche hat ja sein Leben lang mit der Frage gerungen: „Gibt es Gott oder nicht?“ Und weil ihm wenig Christen begegnet sind, die für ihn überzeugend waren, kam er zur Schlussfolgerung: „Nein, wahrscheinlich gibt’s Gott auch nicht, sonst müsste es überzeugtere Christen geben. Fröhlichere Christen. Und zum Teil hat Nietzsche ja auch ganz Recht. Leider geben nicht alle Christen ein positives Beispiel ab.

Aber das hat ja nichts mit Gott zu tun. Und auch nichts mit Gottes Existenz. Ich würde aber sagen: Jeder überzeugte Atheist sollte einmal Nietzsche gelesen haben, vielleicht bemerkt er dann die gleiche Verzweiflung, zu der Nietzsche auch gekommen ist. Wenn er nämlich sagt: Wenn es keinen Gott gibt, bricht alles zusammen. Wir haben keine Ethik mehr, keine Moral mehr, keinen Sinn im Leben mehr, kein Ziel mehr – alles steht zur Disposition. Und wenn man Nietzsche so versteht, dann merkt man als Atheist einmal, was es eigentlich heißt, wirklich Atheist zu sein.