Wenn Sie sagen, es gibt einen Gott, glaube ich solange nicht daran, bis Sie mir den Beweis geliefert haben.Wenn ich an alles glauben würde dessen Gegenteil man nicht beweisen kann wäre ich von Feen Göttern und Kobolden schon verrückt geworden.

Danke für den Beitrag. Ich fände es auch ehrlich gesagt hoch bedenklich, wenn Sie von etwas ausgehen würden, für das Sie keine guten Gründe und Argumente haben. Das ist zumindest mein Grund, weshalb ich an (den christlichen) Gott und nicht an Feen, Kobolde, Einhörner etc. glaube. Während es Gründe für den christlichen Glauben gibt, die meiner Ansicht nach sogar so gut und plausibel sind, dass es sich lohnt, der Sache einmal näher auf den Grund zu gehen, konnte mir bislang niemand solche guten Gründe für Kobolde oder dergleichen nennen.

Problematisch wird es einzig und allein an der Stelle, an der Sie nach „Beweisen“ verlangen. Das liegt nun aber weniger an der Existenz Gottes selbst, sondern vielmehr daran, dass die Naturwissenschaft gar keine Möglichkeit hat, Gott zu untersuchen. Wie wollte sie das auch? Wie sollte die Biologie, die Physik oder die Chemie Gott auch untersuchen? Gott ist schließlich kein Gegenstand dieser Welt, den wir aus der Natur herausnehmen können und ihn dann irgendwie untersuchen und schließlich nachweisen zu können.

Darüber hinaus ist der Standpunkt, dass nur das existieren kann, was auch empirisch beweisbar ist, zweifelhaft. Schon alleine der Blick in die Wissenschaftsgeschichte selbst zeigt, dass die Existenz einer Sache nicht abhängig von ihrer empirischen Beweisbarkeit sein muss. Denken Sie z.B. einmal an Atome oder die radioaktive Strahlung: Beides konnte man vor rund 200 Jahren nicht beweisen, aber heißt das, dass es vor 200 Jahren keine Atome und radioaktive Strahlung gab?

Wir sehen: Die Wissenschaft ist zwar richtig und wichtig, kann uns aber nicht vollständigen Erkenntnisgewinn liefern. Nein, Wissenschaft kann immer nur ein Teilelement menschlicher Welterkenntnis sein. Das stellt natürlich die dahinterstehende Weltsicht, den Naturalismus, als adäquate Weltsicht in Frage. Warum? Nun, als erstes übersieht er (d.h. der Naturalismus) den Wegcharakter von Erkenntnis und vergisst schlicht, dass wissenschaftliche Erkenntnis ein weder zu vergessenes, aber auch nicht zu verabsolutierendes Teilelement und Teilmoment menschlicher Welterkenntnis an sich ist.

Zweitens. Der Naturalismus übersieht den Konstruktcharakter wissenschaftlicher Erkenntnis. Wissenschaft ist nun einmal alles andere als „natürlich“.Wissenschaft bildet nicht einfach ab, was ist. Sie ist in vielfältiger Weise „gemacht“. Sie ist ein intellektuelles Konstrukt, das sich vielfältigen Interessenlagen verdankt und alles andere als von selbst versteht. Bitte nicht falsch verstehen: Wissenschaft hat ihren Wert, wie gesagt. Aber sie lebt von Entschlüssen, Maßnahmen, Operationen, die sich alles andere von selbst verstehen und die sich selber wissenschaftlich nicht mehr rechtfertigen lasen.

Drittens. Naturalismus verwickelt sich in Widersprüche: Schon der ihm zugrunde liegende Entschluss, nur naturwissenschaftliche Erkenntnisse als Zugang zur Wahrheit zu akzeptieren, ist ja supra-naturalistisch. Er ist dem Lauf der Natur nicht abzulesen und „geht nicht mit rechten Dingen zu“. Er ist eindeutig etwas jenseits, über der Natur.

Viertens. Der Naturalismus übersieht die schon seit Kant zum Standard aller philosophischen Erkenntnistheorie gewordene Distinktion zwischen der Welt an sich und dem, was wir konstruktiv aus ihr machen. Das bei Kant so genannten „Ding an sich“, das ja auch die wichtige Funktion eines methodologischen Vorbehaltes hat, wird einfach eingeebnet.

Wir sehen: Wissenschaft ist gut und wichtig, kann allerdings nicht – u.a. wegen des Konstruktcharakters wissenschaftlicher Erkenntnis – nicht in ihrem Erkenntnisgewinn  verabsolutiert werden. Das passiert allerdings immer wieder. Nun gibt es aber viele Menschen, die trotzdem darauf bestehen, dass die Wissenschaft im Rahmen der Erkenntnisgewinnung als einzig & absolut zu betrachten ist. Ein Fehler.