Sie sagen, es gibt keine richtigen Argumente für den Atheismus. Welche Argumente gibt es denn für den Theismus? Ich komme ganz gut ohne den Theismus klar und sehe trotzdem einen Sinn in meinem Leben, auch ohne einen ‚Gott‘.

Danke für diese Frage. Ich würde allerdings kritisch hinterfragen, weshalb eine Weltsicht zwangsläufig stimmen muss, nur weil man mit ihr „ganz gut klar kommt“? Wäre dies das Kriterium für die Stimmigkeit einer Weltsicht, würden folglich alle Weltanschauungen stimmen – denn jeder Vertreter würde dies natürlich von seiner Sicht behaupten. Wenn aber alles gleichzeitig wahr wäre, läge der Fall vor, dass Gott existiert (was z.B. Muslime u. Christen sagen) und gleichzeitig nicht existiert (was z.B. Buddhisten und Atheisten sagen). Es steht sicherlich außer Frage, dass dies logisch nicht möglich ist: Entweder existiert Gott oder nicht – es kann nicht beides gleichzeitig wahr sein.

Das „Gut-Klarkommen“ mit einer  Weltsicht kann also schwerlich ein Orientierungspunkt sein, ob es denn stimmt, wovon man grundlegend ausgeht. Und die reflektierte Wahrheitsfrage sollte – zumindest meiner Ansicht nach – die erste Frage sein, der man seiner Weltsicht unterziehen sollte. Stimmt das, wovon ich ausgehe oder stimmt es nicht? Sicher, viele Zeitgenossen bleiben bei der Weltanschauung, mit der sie sozialisiert wurden. Aber der christliche Glaube muss ja freilich nicht stimmen, nur weil man in einer christlichen Familie aufgewachsen ist und bis zum Erwerb des Führerscheins ein überwiegend christliches Umfeld hatte. Gleiches gilt natürlich auch für jede andere Weltsicht.

Leider hinterfragen nur wenige Leute, ob ihr „ansozialisiertes“ Weltbild überhaupt stimmt. Wahrscheinlich aus dem Grund, weil man nie in Betracht gezogen hat, die Stimmigkeit der eigenen Weltsicht in Frage zu stellen. Ganz nach dem Motto: „Was ich denke, muss doch stimmen. Ich denke doch schließlich schon immer so.“ Das ist natürlich eine äußerst fragwürdige – da unreflektierte – Einstellung.

Ich kann daher nur zur Selbstreflexion motivieren. Aber bitte verstehen Sie mich nicht falsch: Ich will gar nicht sagen, dass jeder Atheist, der sich reflektiert, erkennen wird, das seine Weltsicht unstimmig ist. Nein, das liegt mir fern. Ich sage nur, dass die Welt viel zu komplex ist, als man eine so große Sache wie die eigene Weltanschauung unhinterfragt und unreflektiert lassen sollte.

Übrigens: Ihre Frage, welche Argumente ich für den christlichen Glauben anführe, ist recht einfach zu beantworten. In der gleichnamigen Rubrik, die Sie auf der linken Menüleiste des Blogs vorfinden, finden sich viele davon, z.B. „Warum Gott?„, „Fakt oder Fiktion? Die Auferstehung Jesu„, „Warum ich kein Atheist (mehr) bin – Die Geschichte dreier Männer“ usw.