Wenn Gott die Erde bzw. das ganze Universum erschaffen hat, bedeutet das, dass Gott VOR allem existiert hat. Also auch vor der Zeit an sich. Allerdings kann nichts vor der Zeit selbst existieren, schließlich würde das bedeuten, dass etwas vor der Zeit existiert hat und ist das nicht unlogisch ? Im Grunde bedeutet das, dass es nicht möglich ist, dass die Zeit erschaffen worden ist, denn Gott hatte keine Zeit, um die Zeit zu erschaffen (Draygombs Paradoxon). Es bringt auch nichts Gott als zeitlos zu definieren weil das auch zu diesem Paradoxon führt. Insgesamt kann man sagen: Es gab keine Zeit bevor Materie existierte. Das ist ein logischer Widerspruch. Es kann ohne Materie keine Zeit geben. Um eine Aktion auszuführen benötigt man Zeit. Einfach deswegen, weil es eine Zeit vor der Aktion und nach der Aktion geben muss.

Danke für Ihre Frage erst einmal. Und auch wenn das „Draygombs Paradoxon“ keine hochfrequente Rückfrage an den (christlichen) Glauben ist, ist es nichtsdestotrotz ein sehr guter und ganz berechtiger Einwand, danke also. Ich greife einmal Ihre erste Aussage auf und gehe dann chronologisch vor.

Wenn Gott die Erde bzw. das ganze Universum erschaffen hat, bedeutet das, dass Gott VOR allem existiert hat.

Nein, das bedeutet es nicht. Sondern es bedeutet, dass VOR und NACH in unserem Sinne auf Gott gar nicht anwendbar sind. VOR der Zeit gibt es streng genommen gar nicht, weil VOR ein innerzeitlicher Begriff ist. Es ist also – ehrlich gesagt und in aller Höflichkeit – eine semantisch sinnlose Frage.

Deswegen würde es – übrigens – auch gar keinen Unterschied machen, wenn man nachweisen könnte, dass das Universum keinen Anfang hatte, sondern immer da war. Denn die Erschaffung von etwas braucht nicht unbedingt eine Vor-Zeit. Die Existenz von etwas braucht aber immer eine Ursache, egal wie lange es da ist. Selbst wenn das Universum also immer da gewesen wäre (was auch gar nicht aktueller Konsens ist, man geht im Gegenteil von einem zeitlichen Anfang aus), wäre die Frage nach dem Schöpfer damit nicht erledigt.

Und weiter schreiben Sie:

Also auch vor der Zeit an sich. Allerdings kann nichts vor der Zeit selbst existieren, schließlich würde das bedeuten, dass etwas vor der Zeit existiert hat und ist das nicht unlogisch ? Im Grunde bedeutet das, dass es nicht möglich ist, dass die Zeit erschaffen worden ist, denn Gott hatte keine Zeit, um die Zeit zu erschaffen (Draygombs Paradoxon).

Hier sieht man ganz gut, dass man auf Gott – wenn es ihn gibt – nicht menschliche Kriterien anwenden kann. Denn WENN Gott die Wirklichkeit (inkl. Zeit, Raum, Prinzip von Ursache und Wirkung usw.) selbst ERSCHAFFEN hat, dann darf man nicht erwarten, dass er selbst eben diesen geschaffenen Prinzipien unterliegt.

Deswegen ist z.B. die Frage unnötig, welche Ursache Gott selbst hat – der, der das Prinzip von Ursache und Wirkung selbst erschaffen hat, braucht logischerweise keine Ursache (ohne ihn gäbe es das Prinzip von Ursache und Wirkung ja gar nicht). Ebenso gilt auch für den, der die Zeit selbst erschaffen hat, dass er nicht etwa „Zeit braucht“, um selbst etwas zu erschaffen. Ohne sein Erschaffen gäbe es ja gar keine Zeit (und so auch keine Notwendigkeit von Zeit, UM etwas zu erschaffen).

Sie sagen weiterhin:

Es bringt auch nichts Gott als zeitlos zu definieren weil das auch zu diesem Paradoxon führt.

Gott ist ja auch nicht einfach zeit-los, sondern steht über und neben der Zeit – er hat alle Zeit der Welt in sich, ist zugleich ewig und mit uns durch die Zeit unterwegs, und er steht jenseits der Zeit und kann sie sozusagen von außen überblicken. Ich sehe nicht, wie das Paradoxon dann dennoch auch für Gott gelten sollte.

Und last but not least:

Insgesamt kann man sagen: Es gab keine Zeit bevor Materie existierte. Das ist ein logischer Widerspruch. Es kann ohne Materie keine Zeit geben. Um eine Aktion auszuführen benötigt man Zeit. Einfach deswegen, weil es eine Zeit vor der Aktion und nach der Aktion geben muss.

Hier der schlichte Verweis „siehe oben“ – das gilt für uns geschaffene Bewohner des Zeit-Raum-Kontinuums, aber nicht für dessen Konstrukteur, sofern es ihn gibt.