Wenn man Gott nicht logisch erklären kann, ist der Glaube an ihn sinnfrei. Es handelt sich um eine bequeme Ausrede, die nichts weiter besagt als: Ich will nicht darüber nachdenken. Fein, das nehme ich zur Kenntnis. Das heißt aber, wenn man über Gott nicht logisch nachdenken kann, dass dies ein Eingeständnis der Tatsache ist, dass der Glauben an ihn irrational ist. Dann kann man den Glauben nur noch psychologisch erklären, als ein Ausdruck des Wunschs nach dem Irrationalen. Je früher man Kinder mit Religion »infiltriert«, umso weniger werden sie diese für verrückt halten (die anderen dafür aber umso mehr). Wenn man als Erwachsener das erste Mal vom Christentum hört, erscheint es einem als ebenso dumm, als wenn man von Scientology hört. Dass die Menschen hier zwar in lautes Gelächter ausbrechen, wenn sie die zentralen Glaubenssätze von Scientology hören, aber nicht, wenn sie die Geschichte von Jesus hören, ist eine reine Frage der Gewohnheit.

Danke auch dieses Statement. Vielleicht überrascht es Sie, aber es gibt ja durchaus Dinge, die für die Existenz Gottes sprechen. Wer hier aber naturwissenschaftliche Beweise fordert, der muss leider enttäuscht werden. Das liegt nun aber gar nicht an der Existenz Gottes, sondern daran, dass die Naturwissenschaft gar keine Möglichkeit hat, Gott zu untersuchen. Wie wollte sie das auch? Wie kann die Biologie, die Physik oder die Chemie Gott denn untersuchen? Gott ist ja kein Gegenstand dieser Welt, den wir aus der Natur herausnehmen können und ihn dann irgendwie untersuchen und schließlich nachweisen zu können.

Nein, wenn Gott so ist, wie ihn ja wirklich alle Religionen beschreiben, dann ist er ein Geistwesen – ein jenseitiges Wesen, das nicht an Raum und Zeit gebunden ist. Wer also naturwissenschaftliche Beweise sucht, muss wie gesagt enttäuscht werden. Aber Existenz ist ja auch nicht abhängig von ihrer empirischen Beweisbarkeit. Gerade im letzten Beitrag hatte ich hierzu auf die Atome und die radioaktive Strahlung hingewiesen. Beides konnte man vor 200 Jahren nicht beweisen, aber natürlich gab es Atome und radioaktive Strahlung trotzdem. Wir sehen: Die Existenz einer Sache hängt wirklich nicht von der Beweisbarkeit dieser Sache ab.

Letztendlich können wir von Gott nur dann etwas sagen, wenn er sich uns mitteilt. Wenn er Kontakt mit uns aufnimmt. Das ist ja übrigens genau das, was u.a. Christen behaupten. Und dann können wir Gott nicht beweisen, sondern können ihn nur “nach-denken”, seine (historischen) Spuren beobachten, die er hinterlassen hat. Diese “Spuren” kann man auch gerne als “Argumente für Gott” bezeichnen. Ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass Glaube zwar nicht beweisbar, aber durchaus gut begründbar ist – subjektiv wie objektiv.

In diesem Zusammenhang treffen wir auf einen ganz zentralen Aspekt des christlichen Glaubens: Christen glauben ja: Gott hat sich mitgeteilt, er hat gezeigt, wie er ist, seinen Charakter, sein Herz, sein Wesen. Nicht in einer Ideologie, auch nicht in einer Institution wie der Kirche und selbst nicht primär in einem Buch, sondern in erster Linie in einer Person: in der Person Jesus Christus. Timothy Keller berichtet in seinem lesenswerten Buch „Warum Gott? Vernünftiger Glaube oder Irrlicht der Menschheit?“ von einer Begegnung zwischen einem Mann und einem Pastor. Der Mann sagte, er würde ja gerne Christ werden, wenn der Pastor ihm nur einen hieb- und stichfesten Beweis für den christlichen Glauben liefern könnte. Der Pastor erwiderte: „Was, wenn Gott uns nicht einen hieb- und stichfesten Beweis gegeben hat, aber dafür eine hieb- und stichfeste Person?“ Sie sehen sicherlich, worauf ich hinaus will.

Da das, was hierzu nun gesagt werden müsste, zu viel Platz einnehmen würde (und ohnehin schon gesagt wurde), verweise ich an dieser Stelle einfach auf meinen Vortrag an der Universität Bochum von Juli 2013 – und auch auf alle anderen Texte in „Meine Argumente für Gott„)

Übrigens: Zumindest ich halte es für zutiefst falsch, einen mir eher fremden Standpunkt deshalb als lächerlich oder unsinnig abzutun, weil er nicht in mein persönliches Denksystem passt. Warum denke ich so? Ganz einfach, weil auch mein Wissen schließlich nicht absolut und allumfassend ist – auch ich kann mich irren, was meine aktuelle Position anbelangt. Es wäre aber genauso töricht, eine Sache „einfach so“ zu glauben, sprich ohne gute Gründe. Ich denke: Wir sollten auch „andersartigen“ Denkweise nicht verschlossen, sondern offen gegenüber stehen – gleichzeitig aber auch nicht auf unseren gesunden Menschenverstand verzichten.

Man kriegt ja relativ schnell mit, ob jemand wirklich gute Gründe für seine Position hat oder eben nicht. Und nur, wenn dem so ist, mache ich mir die Mühe, die Sache einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Ich finde das nur fair – gerade weil ich das als Christ auch von denen erbitte, die mit dem Thema „Gott & Glaube“ nicht sonderlich viel anfangen können.