Guten Tag. ich habe da mal 5 Fragen 1. Sie schreiben ja oft Sie sind stehts skeptisch und offen aber hat das dann was mit Glauben zu tun? 2. Wenn man einmal die Geschichte von Himmel und Hölle glaubt kann man sich davon auch wieder lösen? 3. Wenn sie sagen Christen glauben zu allererst an Jesus und nicht an die Bibel kann man dann einfach so Sachen ausklammern und nur das als Wahrheit nehmen was einem gefällt ? 4. Können Sie sich noch vorstellen in ein paar Jahren einem anderen Glauben anzugehören ? 5. Glauben sie wirklich das der Mensch einen freien Willen hat? danke

Danke für diese Batterie an Fragen, die ich einmal in der vorgeschlagenen Reihenfolgen beantworte.

Frage 1: Sie schreiben ja oft, Sie sind stets skeptisch und offen, aber hat das dann was mit Glauben zu tun?

Nun, ich bin fest davon überzeugt, dass Glauben und Denken gut miteinander vereinbar sind und dass Glaube sich auch vor harten und skeptischen Rückfragen nicht fürchten muss. Gerade als Christ glaube ja, dass Gott alles geschaffen hat und damit auch den Verstand. Und es wäre daher ziemlich töricht, anzunehmen, dass Gott dem Menschen einen Verstand gibt, nur um dann danach darauf zu drängen, ihn bitteschön nicht zu benutzen. Nein, die Tatsache des Verstandes spricht viel eher dazu, dass dieser auch einen Sinn hat und gebraucht werden soll und muss.

Ich bin erst seit 2009 Christ und bei meiner Suche war eines immer klar für mich: Ohne eine gesunde Skepsis, die sich neue Gedanken zwar anhört, trotzdem aber immer etwas auf Distanz bleibt, werde ich das Projekt „Wahrheitssuche“ nicht angehen. Ich hatte nie Interesse daran, einem blinden Glauben zu erliegen oder gar die Katze im Sack zu glauben. Dafür war (und ist) mir mein eigenes Leben viel zu kostbar. Für mich war es sehr wichtig, nicht nur subjektive Gründe für den Glauben zu haben, denn nur sie alleine wären für mich wahrscheinlich zu wenig gewesen.

Die Frage war also, ob es auch gute objektive Gründe für den Glauben gibt, die greifbar und überprüfbar sind – und die fand ich, offen gestanden zu meiner Überraschung. Aber natürlich war hier auch wieder Skepsis gefragt, schließlich wollte ich auch nicht schnellstmöglichst irgendwelche objektiven Gründe vorweisen können, damit ich den Glauben endlich rechtfertigen konnte. Nein, auch – und gerade – bei den objektiven Gründen für den Glauben galt es für mich, skeptisch zu bleiben. Es ist nun mal nicht alles Gold, was glänzt. Und gerade Glaubensgruppen, die uns sagen, dass man bestimmte Dinge nicht zu hinterfragen hat, sondern einfach glauben muss, haben mich schon immer stutzig gemacht.

Um also zu schauen, ob ich einen Vertrauensschritt im Glauben überhaupt vor mir rechtfertigen, wollte ich objektive Gründe haben bzw. kennen, die mich wirklich überzeugen. Nicht also irgendwelche Gründe, sondern belastbare Gründe, die mir zeigten, dass es zumindest gut denkmöglich ist, dass es stimmt, was Christen glauben. Denn wenn es schon nicht objektiv gut denkmöglich ist, warum sollte dann der subjektive Part stimmen? Nein, die Mischung macht`s – oder hier genauer gesagt: die Kombination. Wenn objektive Gründe für den Glauben existieren, die ihn zumindest gut denkmöglich werden lassen, dann – aber nur dann – können weitere Schritte (sich z.B. einmal testweise auf den Glauben einlassen) angedacht werden.

Und es war immer klar für mich: Ich lasse, wenn ich mich auf den Glauben einlasse, meinen kritischen Verstand auch weiterhin eingeschaltet. So dass ich mich bei jedem Schritt immer neu fragen kann:

„Macht das Sinn? Überzeugt es mich wirklich? Werde ich dadurch aufrichtiger, echter oder schneidet es einen Teil meines Denkens und meiner Persönlichkeit ab? Verstehe ich die Welt besser als vorher?” usw.

Das sind alles sozusagen „Sicherheitsabfragen“, um sich zu vergewissern, dass man auf dem richtigen Weg ist. Ich stelle sie mir natürlich auch heute noch.

Frage 2: Wenn man einmal die Geschichte von Himmel und Hölle glaubt, kann man sich davon auch wieder lösen?

Ich denke, diese Frage hat die gleiche Antwort wie die Frage: „Wenn man davon ausgeht, dass Gott nicht existiert, kann man sich davon lösen?“ Ich denke nämlich: Man sollte sich ganz dringend von der Himmel-Hölle-Geschichte lösen, wenn das zugrunde liegende Weltbild, dass nicht stimmt. Man sollte „die Geschichte von Himmel und Hölle“ also nur dann glauben, wenn der Glaube, auf dem die Annahmen basieren, stimmt. Alles andere wäre Selbstbetrug. Ich denke, da ist gerade der christliche Glaube sehr hart und sehr ehrlich mit sich selbst – im Neuen Testament lesen wir:

Wenn Christus nicht auferstanden ist, ist euer Glaube eine Illusion. (1. Kor. 15, 17)

Ich sehe das genauso. Wenn das mit Jesus und seiner Auferstehung nicht stimmt, ist der gesamte christliche Glaube eine riesige Illusion. Nun könnte man sagen, dass einen das gar nicht so immens stört – Hauptsache ist doch, dass man sich gut fühlt. Das wäre mir bei allem Respekt aber viel wenig. Mir ist mein Leben wie gesagt viel zu kostbar, als dass ich es auf einer Lüge aufbauen möchte. Von daher würde ich wie gesagt antworten: Man sollte sich sogar ganz schnell von der Himmel-Hölle-Geschichte lösen, wenn der zugrunde liegende Glaube nicht stimmt. Ohne die Kombination aus guten subjekiven wie objektiven Gründe gäbe es für mich keinerlei Anlass davon auszugehen, dass die christliche Himmel-Hölle-Darstellung stimmen sollte. Sie sehen, es ist in erster Linie die Gottesfrage, die hier von zentraler Relevanz ist.

Frage 3: Wenn sie sagen, Christen glauben zu allererst an Jesus und nicht an die Bibel, kann man dann einfach so Sachen ausklammern und nur das als Wahrheit nehmen was einem gefällt?

Nein, es wäre meiner Meinung nach sehr falsch, die Bibel nicht ernst zu nehmen. Meine Aussage, dass Christen in erster Linie an Jesus und nicht an die Bibel glauben, wollte die Bibel auch gar nicht schlecht machen, wohl aber die Verhältnisse wieder etwas gerade rücken. Viele – selbst manche Christen – gehen heutzutage ja davon aus, dass die Bibel wahr ist, weil die Bibel nun einmal wahr ist. Diese Denkweise ist natürlich katastrophal. Nein, die Bibel ist – aus christlicher Sicht – nur deshalb wahr, weil das mit Jesus wahr ist. Aber weil ich fest davon überzeugt bin, dass das mit Jesus eben wahr ist, ist deshalb natürlich auch die Bibel ernst zu nehmen.

Es mag sicherlich einer der größten Fehler – von Gläubigen, aber auch Skeptikern – sein, dass sie nur die Bibelstellen zu einem Thema herauspicken, die ihnen in die Argumentation passen. Da sie aber nur die halbe Wahrheit (oder noch weniger) als Ausgangsbasis nehmen, stört die wenigstens. Wie gesagt: Vielleicht einer der größten Fehler, den Menschen ihm Umgang mit der Bibel machen.

Frage 4: Können Sie sich noch vorstellen, in ein paar Jahren einem anderen Glauben anzugehören?

Wie gesagt: Ich möchte mein Leben auf etwas aufbauen, das mich persönlich wirklich überzeugt. Ich habe dies im christlichen Glauben gefunden und solange mir nichts anders begegnet, was mich noch mehr überzeugt, bleibe ich dabei. Ich bin aber jederzeit dazu bereit, mir neue Gedanken und Argumente anzuhören, auch wenn ich es mir vorbehalte, sie mir zunächst etwas aus der Distanz anzusehen. Das finde ich auch nur fair; ich wünsche mir ja von Leuten, die mit dem Thema „Gott & Glaube“ wenig anfangen können, das gleiche. Es geht schließlich nicht ums stolzlastiges „Rechthaben“, sondern um „Wahrheit“.

Frage 5: Glauben sie wirklich, dass der Mensch einen freien Willen hat?

Ja, davon gehe ich aus. Aber eben aus dem Grund, weil ich davon überzeugt bin, dass das mit Jesus stimmt. Wenn das mit Jesus nicht stimmt, ist es gut möglich, dass der freie Wille eine Illusion ist. Die Frage, ob dieser Jesus, der von sich selbst behauptet hat, Gott selbst zu sein, vertrauenswürdig ist, ist also auch hier eine ganz entscheidende Frage. Ist er es nicht, ist auch der christliche Glaube eine Farce – und damit möglicherweise auch meine Beurteilung des freien Willens. Wenn das mit Jesus aber stimmt, ist es richtig, dass Gott den Menschen als ein freies Gegenüber hat und er sich nichts Sehnlicheres wünscht, zu jedem seiner Geschöpfe und persönliche und vertrauensvolle Beziehung zu haben. Denn solch eine Beziehung benötigt nun einmal, damit sie auch wirklich „echt“ ist, absolute Entscheidungs- und Willensfreiheit.