Welcher Gott ist hier denn gemeint? Ahura Mazda? Wishnu? Zeus? Mithras? Das goldene Kalb? Wotan? Wenn Sie verstehen, wieso Sie nicht an diese Götter glauben, verstehen Sie hoffentlich auch, weshalb ich nicht an Jesus als Gott glauben kann. Man könnte genauso gut schreiben: Es gibt keine wirklich guten Gründe, nicht an die Zahnfee oder an den Weihnachtsmann zu glauben. Die Beweislast liegt auf Seiten derjenigen, die an Gott glauben und nach wie vor stehen diese aus. Bertrand Russels Parabel der himmlichen Teekanne verdeutlicht das sehr schön. Viele atheistische Grüße.

Danke für dieses Statement. Es gibt ja solche und solche Atheisten. Der Philosoph Thomas Nagel war beispielsweise ein atheistischer Denker, der sagte:

Ich spreche hier … von der Angst der Religion selbst. Dabei rede ich aus Erfahrung, denn ich selbst bin dieser Angst in hohem Maße ausgesetzt. Ich will, dass der Atheismus wahr ist… Es ist nicht nur so, dass ich nicht an Gott glaube und natürlich hoffe, mit meiner Ansicht recht zubehalten, sondern eigentlich geht es um meine Hoffnung, es möge keinen Gott geben!

Ich will, dass es keinen Gott gibt; ich will nicht, dass das Universum so beschaffen ist… Ich möchte allerdings gerne wissen, ob es jemanden gibt, dem es wirklich gleichgültig ist, ob es einen Gott gibt, also jemanden, der – unabhängig von seiner diesbezüglichen faktischen Überzeugung – keinen speziellen Wunsch hat, die eine oder andere dieser Antworten möge zutreffen.

Nagel war folglich jemand, der einfach wollte, dass es keinen Gott gibt. Das ist eine Grundmotivation, die man – gerade heutzutage – nicht selten antrifft. Das sie höchst fraglich ist, muss sicherlich nicht extra betont werden. Es gibt aber auch andere Atheisten, wahrscheinlich haben Sie bereits von ihm gehört: Antony Flew.

Flews war Mitte des 20 Jhs. und dort Jahrzehnte lang einer der prominentesten, einflussreichsten und schärfsten Atheisten weltweit . Er gehörte zu den vehementesten Vertreter einer darwinistischen materialistischen Philosophie, die Gottes Existenz ablehnt und war geistiger Mentor der heutigen „Neuen Atheisten“ wie Richard Dawkins und Daniel Dennett. Der „Neue Atheismus“, der evolutionäre Humanismus und der postkommunistische Sozialismus ernähren sich von und leben aus seinen Erkenntnissen. Es ist daher sicherlich nicht übertrieben, dass er Ihr Engagement, dass Sie in die atheistische Weltsicht investieren, bei Weitem übertraf.

In seinen Büchern vertrat Flew die These, man müsse Atheist sein, solange man keine hinreichenden Belege für die Existenz eines Gottes habe. Flew war also, im Gegensatz zu Nagel, allerdings nie ein atheistischer Denker, der sagte „Ich will, dass es keinen Gott gibt“, sondern jemand, der sagte „Ich kann keinen Gott annehmen, bis ich hinreichende Belege für seine Existenz habe.“ Das ist natürlich ein ganz gewaltiger Unterschied. Seine Konversion zum Deismus, die sich um 2005 vollzog, erregte dementsprechend großes Aufsehen und ebenso sein Buch: „There Is a God: How the World’s Most Notorious Atheist Changed His Mind“.

Natürlich wäre es töricht, sein atheistisches Weltbild gleich über Bord zu schmeißen, “nur” weil ein Antony Flew das auch getan hat. Aber Lebenswandlungen gerade solcher Menschen, die sich intensivst mit der Thematik befasst haben, können ja zumindest mal zum Nachdenken bringen. Und wenn es nur über die Frage ist, ob man wirklich alle relevanten Aspekte bei seiner Entscheidungsfindung berücksichtigt hat. Deshalb denke ich, dass gerade solche Persönlichkeiten wie Flew ernst genommen werden sollten. Es steht sicherlich jedem (dem Atheisten, Agnostiker und selbstverständlich auch dem Theisten) nur gut zu Gesicht, wenn er bereit ist, sein Weltbild durch vernünftige und gute Argumente zumindest mal in Frage zu stellen. So, wie es einst Antony Flew tat.