Es gibt keine Offenbarung aus zweiter Hand. Was man Offenbarung nennt, bekommen wir immer von anderen Menschen. Es mag sein, dass sie es für eine göttliche Einflüsterung halten, aber es ist unmöglich, dies nachzuprüfen. Es ist auch so, dass ich in der Wissenschaft auf Experten  vertraue. Und wenn nicht, steht mir immer noch die Kontrolle offen. Im religiösen Glauben aber vertraut man nicht Experten, sondern einer selbsternannten Elite, die Dinge wissen wollen, die sie nach eigenem Bekunden nicht wissen können. Oder die ihr »Wissen« nach der Tradition von Autoritäten bilden, oder die Tradition selbst für eine Autorität halten. In der Wissenschaft zählt Autorität aus guten Gründen nichts.

Danke für diesen Einwand, den ich gut nachvollziehen kann. Allerdings würde ich Ihrer Aussage, dass man im religiösen Glauben nicht Experten, sondern einer  selbsternannten Elite vertraut, nicht zustimmen. Gerade als ich vor wenigen Jahren Christ wurde, habe ich mir stets gedacht:

„Erzählen können mir die Christen viel. Aber letztlich kann mich nur einer von Gott erzeugen – nämlich nur Gott selbst.“

Zu diesem Zeitpunkt gab es also schon gute objektive Gründe, aus denen für mich hervorging, dass es zumindest denkmöglich sein könnte, was Christen da glauben. Aber natürlich überzeugen einen letztendlich weder die objektiven Gründe (so gut und wichtig sie auch sind), noch irgendwelche „Experten“, geschweige den „Eliten“. Noch nicht einmal der nette und freundliche Christ von nebenan. Sicherlich, es gibt diese elitären Versammlungen, von denen Sie sprechen – leider. Vor denen würde ich mich allerdings hüten. Genauso wie vor christlichen Gruppen, die kritisches und skeptisches Nachfragen untersagen. Menschliche Autorität zählt folglich auch im Glauben aus guten Gründen rein gar nichts.

Von daher stimme ich Ihnen voll zu: Es gibt in der Tat keine Offenbarung aus zweiter Hand. Das ist ja auch das herausfordernde beim christlichen Glauben. Dort wird nämlich behauptet: Gott hat sich offenbart. Nicht aber in einer Institution und in erster Linie übrigens auch nicht in einem Buch, sondern in der Person Jesu. Gott hat sich uns in Jesus offenbart und sagt sinngemäß:

Ihr wollt wissen, wie ich bin? Dann schaut euch diesen Jesus von Nazareth an. Ihr wollt wissen, wie ich denke? Schaut euch an, wie Jesus denkt. Ihr wollt wissen, wie ich mit Menschen umgehe, dann schaut euch an, wie Jesus mit Menschen umgeht. Wenn ihr Jesus seht, schaut ihr mir mitten ins Herz.

Und die erste Frage sollte meiner Ansicht nach nun nicht lauten: „Klingt das schön genug, dass ich es glauben möchte?“ Nein, das wäre – aus meiner Sicht – ein vollkommen falscher Ansatz. Unsere erste Frage sollte stets lauten: „Stimmt das?“ Also kontrollieren und überprüfen, was da behauptet wird. Und wie gesagt: Die objektiven Gründe für den Glauben, die gibt es ja. Die können aber allenfalls Hinweise und Hilfen sein, um „dem Fall Jesus“ weiter auf der Spur zu bleiben. Von Jesus überzeugen kann letztlich wie gesagt nur einer – Jesus selbst, denn der sagt ja sinngemäß:

Ich mache Dir einen ehrlichen Vorschlag: Überprüfe mich! Überprüfe das, was über mich geschrieben steht. Überprüfe, ob ich wirklich der bin, der ich behaupte zu sein – Gott selbst. Mit Deinem ganzen Herzen und Deinem ganzen Verstand. Und Du brauchst nicht beim Lesen stehen zu bleiben. Nein, wenn du anklopfst, dann öffne ich, das habe ich zugesagt. Denn das, was über mich geschrieben ist, ist deshalb wahr, weil ich wahr bin – die Bibel ist deshalb wahr, weil ich erfahrbar und erlebbar bin – auch heute noch. Nicht umgekehrt.