Bei der Hölle stellt sich die Frage, ob sie je eine gute, einleuchtende, heilsame Idee war – ob sie überhaupt ins Christentum passt. Oder ob sie nicht eine barbarische, sadistische Strafphantasie darstellt, hart an der Grenze zur Gotteslästerung. Dass die Ungläubigen und Religionskritiker von der Hölle nichts wissen wollen, ist wenig überraschend. Doch so richtig problematisch wird sie erst aus der christlichen Perspektive selbst.Kann ich irgendjemandem – meinem ärgsten Feind, dem brutalsten Verbrecher, Stalin oder Adolf Hitler – ewige Qualen wünschen, eine pausenlose unerträgliche Folter, die niemals endet, bei der es keine Erlösung durch den Tod gibt? Ich kann es selbstverständlich nicht. Ich würde mich vor mir selbst fürchten und ekeln, wenn ich es könnte. Aber ich soll an einen Gott glauben, der es kann? An einen Gott, der weniger barmherzig ist als ich? Das ist absurd. So kann Gott nicht sein. Und wenn er so wäre, würde man nichts mit ihm zu tun haben wollen.

Danke für diese ausgezeichnete Frage. Zunächst bin ich der Meinung, dass beim Thema „Hölle“ nicht die Frage „Passt sie?“ im Fokus stehen sollte, sondern vielmehr die Frage: „Stimmt es?“ Natürlich entscheidet sich diese Frage an der folgenden, weitaus grundlegenderen Frage – nämlich:

„Stimmt es, was Christen glauben?“

Ich bin davon überzeugt, dass es hier gute und plausible Gründe gibt, die den christliche Glauben zwar nicht beweisen, doch aber gut begründen können. Letztlich ist das aber wieder ein anderes Thema, aber es bleibt: Die Antwort auf „Passt mir X oder passt X mir nicht“ sagt nichts darüber aus, ob X stimmt.

Und X ist in unserem Fall natürlich die Hölle. Und hier ist es leider nicht so leicht, wie Sie vielleicht denken. Sicher, es gibt die “ewige Hölle” im christlichen Glauben. Allerdings sind sich Christen (bis heute) nicht darüber einig, wie diese konkret zu verstehen ist. Es gibt auf der einen Seite das – uns allseits bekannte – Verständnis der Hölle als ein Ort, an dem ewige psychische und/oder physische Qualen herrschen.

Wenn man die Bibel ernst nimmt, ist das aber beileibe nicht das einzige biblisch gut begründbare Höllenverständnis. Selbst ein John Stott, immerhin einer der einflussreichsten Theologen des letzten Jahrhunderts, ist fest davon überzeugt, dass die, die nach ihrem Tod nicht in den Himmel kommen, ausgelöscht werden – diese Auslöschung (= Annihilation) sei für sie die “ewige Hölle”. Und wie gesagt: Auch diese Meinung ist biblisch sehr gut begründbar. Da gibt es auch nicht wenige Fürsprecher.

Ich würde also davon abraten, sich auf ein Höllenverständnis festzulegen und zu sagen:

„So ist es und weil es so ist, schieße ich Gott in den Wind – denn diese Vorstellung lässt mich stark an seiner Moral zweifeln.“

So einfach kann man es zwar selbst machen, aber so einfach macht es uns die Bibel (leider?) nicht. Es ist biblisch eben nicht eindeutig definiert, wie die Hölle zu begreifen ist: Es könnte ein Ort sein, an dem psychische und/oder physische Qualen sind. Das ist gut möglich. Es könnte aber auch genauso gut die Auslöschung aller „Gottlosen“ meinen. Auch das ist sehr gut möglich.

Aber es bleibt dabei: Die Frage nach der Ewigkeit ist natürlich eine spannende und höchst relevante Frage, aber die noch viel zentralere Frage lautet ja: „Stimmt es überhaupt, was Christen glauben?“ Denn wenn es nicht stimmt, dann müssen wir uns auch keine Gedanken darüber machen, wie Christen das Jenseits beschreiben. Aber wenn wir zur Ansicht gelangen, dass da doch sehr wohl etwas dran sein könnte, nur dann macht es Sinn, sich damit tiefgehender zu befassen. Aber erst ein Schritt nach dem nächsten.

Nutzen Sie gerne einmal die anstehende Osterzeit, um sich mit dieser Frage näher zu beschäftigen – schließlich steht und fällt der christliche Glaube mit der Auferstehung Jesu. Bilden Sie sich selbst ein Urteil, was es mit diesem Jesus auf sich hat und lesen Sie nach, natürlich stets mit eingeschaltetem Verstand. Ein Neues Testament kann man beim Buchhändler ja bereits für 3,95€ erwerben, eine Investition, die sich gerade zu Ostern klar rechtfertigen lässt.

Und fragen Sie bei weiteren Fragen gerne nach – ansonsten Ihnen ein gesegnetes Osterfest.