Es ist logisch unmöglich, dass Gott existiert, weil ein unendlicher guter Gott kein Leid erschaffen würde.

Danke für diesen guten Einwand. Ich sehe aber ehrlich gesagt ein Problem in dieser Aussage, besser gesagt mit den Aspekten in Ihrer Aussage, die versteckt daherkommen – nämlich die Annahmen:

  1. Wenn Gott allmächtig ist, kann er jede Welt erschaffen.
  2. Wenn Gott alle liebt, bevorzugt er eine Welt ohne Leid.

Zu ersten (versteckten) Annahme ist zu sagen, dass sie nicht notwendigerweise wahr ist. Es ist – selbst für Gott – unmöglich, jemanden dazu zu zwingen, etwas freiwillig zu tun. Dass Gott allmächtig ist, heißt ja nicht, dass er das logisch Unmögliche herbeiführen kann. Bei genauerem Hinsehen merken wir sogar, dass es das logisch Unmögliche in der Realität auch gar nicht gibt. Es ist lediglich eine in sich widersprüchliche Wortkombination.

Übrigens: Wer an dieser Stelle aber darauf besteht, dass ein allmächtiges Wesen aber doch das logisch Unmögliche tun kann, dem sei gesagt, dass damit auch der vorgebrachte Einwand verschwindet: Wenn Gott selbst das logisch Unmögliche möglich ist, ist auch die Ko-Existenz von Gott und Leid möglich.


Und auch die zweite (versteckte) Annahme muss nicht notwendigerweise wahr sein. Zum einen ist zu sagen, dass Gott zwar die Fähigkeit zu leiden erschaffen hat, auch nicht notwendig das Leiden selbst – die Fähigkeit zu leiden gehört nämlich mit zu den Bedingungen menschlicher Freiheit. Nur wenn auch meine schlechten Entscheidungen auch Konsequenzen haben, habe ich echte Entscheidungsfreiheit.

Wir sind zudem auch nicht in der Position zu behaupten, dass es logisch unmöglich, dass Gott keinen guten Grund dafür hat, Leid in der Welt zuzulassen. Wir Menschen unterliegen Beschränkungen hinsichtlich Raum, Zeit, Intelligenz und Verständnis. Das müssen wir leider ganz unaufgeregt zugeben, so schwer das einem auch fallen mag… Wenn es Gott aber gibt, sieht er das Ende der Geschichte von ihrem Anfang her und lenkt sie gemäß seinen Zielen durch die freien Entscheidungen und Handlungen von Menschen.

Gott könnte also gute schwerwiegende Gründe dafür haben, das Leid und die Fähigkeit des Leidens in der Welt zuzulassen – die wir eben aufgrund unserer Begrenztheit nicht durchblicken können. Es könnte z.B. sein, dass eine Welt mit Leid im Endeffekt aus Gottes übergeordneter Perspektive besser ist als eine ohne Leid. Das ist das zumindest logisch möglich.

Glaubenskritische Zeitgenossen müssten also darlegen, dass es logisch unmöglich ist, dass Gott gute Gründe für das Zulassen des Leides hat.

Wir sind übrigens genauso wenig in der Position zu sagen, dass es unwahrscheinlich ist, dass Gott keinen guten Grund dafür hat, Leid in der Welt zuzulassen. Denn weiterhin gilt: Wir unterliegen nach wie vor Beschränkungen hinsichtlich Raum, Zeit, Intelligenz und Verständnis. Wenn es Gott aber gibt, sieht er das Ende der Geschichte von ihrem Anfang her und lenkt sie gemäß seinen Zielen durch die freien Entscheidungen und Handlungen von Menschen.

Um sein ultimatives Ziel zu erreichen – dass letztendlich die maximale Anzahl an Menschen gerettet wird und ewiges Leben hat – muss Gott auf dem Weg dorthin vielleicht viel Leid zulassen. Leid, das in unserem begrenzten Rahmen sinnlos erscheint, kann so gesehen werden, dass Gott es gerechterweise in seinem größeren Rahmen zugelassen hat.

Glaubenskritische Zeitgenossen müssten also darlegen, dass es unwahrscheinlich ist, dass Gott gute Gründe für das Zulassen des Leides hat.

Und letztendlich stellt sich ja noch folgende Frage: Ist Gottes Existenz unter Berücksichtigung des gesamten Indizienrahmens wahrscheinlich? Klar, wer die Gottesfrage nur unter Berücksichtigung der Leidfrage betrachtet, kann wirklich zum Schluss, dass Gott eher nicht existiert. Ich bin aber überzeugt:

Wie unwahrscheinlich das Leid die Existenz Gottes auch erscheinen lassen mag, die Argumente für Gottes Existenz wiegen letztlich schwerer.