27. Argument: Wenn Gott allwissend ist musste er ja schon vor Erschaffung der Menschheit gewusst haben, dass wir uns, unserem freien Willen gemäß, gegen eine Beziehung zu ihm entscheiden würden. Wenn er doch wusste, dass sich die Menschen immer und immer wieder von ihm abwenden, warum hat er solange gewartet hat und hat all das Leid in der Welt zugelassen hat, bis Jesus uns endgültig mit ihm versöhnt hat? Er musste doch wissen, dass das alles passiert. Wenn er uns so sehr liebt, warum muss der Mensch all das Leid und Tod ertragen?

Danke für diese Frage. Und es stimmt ja: Es gibt so viel Leid und Unrecht in dieser Welt. Wie kann Gott da nur zuschauen und so lange abwarten? Meine Antwort: Er schaut nicht unbeteiligt zu. Das nimmt zB der Apostel Petrus in seinem zweiten Brief unter die Lupe. Im zweiten Petrusbrief, Kapitel 3, Vers 9 antwortet er interessanterweise genau so, als wäre die oben gestellte Frage direkt an ihn gerichtet – er sagt: „Es ist also keineswegs so, dass der Herr die Erfüllung seiner Zusage hinauszögert, wie einige denken. Was sie für ein Hinauszögern halten, ist in Wirklichkeit ein Ausdruck seiner Geduld mit euch. Denn er möchte nicht, dass irgendjemand verloren geht; er möchte vielmehr, dass alle zu ihm umkehren.“

Petrus schreibt hier sozusagen aus der Sicht Gottes und kennt Gott als den Herrn der Geschichte, der natürlich jederzeit Schluss machen könnte. Ohne Probleme. Aber auch als einen, der es noch nicht tut, weil er eben Geduld hat. Und weil er sich danach sehnt, dass Menschen eingeladen werden und freiwillig zu ihm umkehren. Dieser Gedanke ist vielleicht ungewohnt. Aber er trifft ja genau das, was Christen sagen: Gott ist ein werbender und liebender Gott, der nichts mehr möchte, als dass Menschen, die er geschaffen hat, in eine vertrauensvolle Gemeinschaft mit ihm kommen.