7. Argument: Wieso lässt Gott den Menschen keine Wahl außer bedingungsloser Unterwerfung (Sklave im Himmel) und ewiger Strafe (Hölle)? Da beides unangenehm ist, würde ich Gott als grausam und lieblos bezeichnen.

Vielen Dank für die Frage. Zunächst muss man feststellen, dass sich Christen keinesfalls einig sind, wie genau die “Hölle” zu verstehen ist. Es gibt hier zwar eine Mehrheits- und eine Minderheitsmeinung, aber beide sind gut begründet. Die prominente Vorstellung ist wohl die eines Ortes, an dem ewige psychische Qualen herrschen. Es gibt aber auch ernst zu nehmende Leute, die sagen, dass die, die nach ihrem Tod nicht in den Himmel kommen, ausgelöscht werden – das wäre die Hölle. Es ist also nicht korrekt zu sagen: “Die Hölle ist auf jeden Fall so und so.”

Kurz zum Gedanken der “Strafe”. Die Frage wäre hier: Wer bestraft wen? Bestraft wirklich Gott den Menschen? Der Schriftsteller C.S. Lewis schreibt ja ganz richtig:

Am Ende werden nur zwei Gruppen von Menschen vor Gott stehen – jene, die zu Gott sagen: „Dein Wille geschehe“, und jene, zu denen Gott sagt: „Dein Wille geschehe“. Alle, die in der Hölle sind, haben sie sich erwählt.

In 1. Timotheus 2,4 lesen wir, dass Gott will, dass alle Menschen gerettet werden. Es wäre also nicht korrekt zu sagen, dass Gott eingeschnappt ist und mal am Jüngsten Tag sagt: “Du wolltest mich nicht – nun will ich Dich auch nicht!” Nein, Gott ist aus christlicher Sicht nicht als „der Strafende” zu sehen, sondern vielmehr „der Wunsch-Erfüller”: Er akzeptiert die Entscheidung jedes Einzelnen. In der Hölle gibt es nur Freiwillige.

Menschen kommen in den Himmel, weil sie für sich entschieden haben: „Die Beziehung mit Gott im Hier & Jetzt ist so sinnstiftend und so genial, dass ich das in Ewigkeit auf jeden Fall weiter haben möchte.“ Für das angedeutete Himmelsbild einer „bedingungslosen Unterverwerfung“ in Ewigkeit sehe ich, bei allem Respekt, keine nachvollziehbare biblische Basis. Gerade weil Christsein ja im Kern eine vertrauensvolle und liebevolle Beziehung zu Gott meint, die dann in Ewigkeit weitergeht. Also sehr inkompatibel mit der Ansicht der „bedingungslosen Unterverwerfung“.

Menschen kommen in den Himmel, weil sie die liebevolle Beziehung zu Gott weiterführen möchten. Menschen kommen also in die Hölle, weil sie zu Gott sagen: “Bleib mir vom Leib! Ich will nicht, dass jemand mir vorschreibt, wie ich mein Leben führen soll.” (vgl. das Beispiel vom verlorenen Sohn). In die Hölle kommt daher nur, wer mit Gott nichts zu tun haben will. Das christliche Jenseits ist sozusagen das “gerechteste” Jenseits, das wir uns vorstellen können, denn Gott gibt jedem das, was er will. Wenn ich für immer mit Gott leben will, wird das geschehen. Wenn jemand sein eigenes Leben leben will, sein eigener Herr sein möchte, dann wird das so geschehen – genau das meint ja “Hölle”.

Nun kann man ja denken: “Na gut, ich lebe jetzt ja auch bereits ohne Gott – falls es eine Ewigkeit gibt, dann wird sie kaum anders werden, als mein bisheriges “gottloses” Leben. Aus christlicher Sicht ist aber nun aber so, dass wir in dieser Welt nur in sehr begrenztem Maße Gottesferne leben. Im Neuen Testament lesen wir etwa: “Gott lässt die Sonne über jeden aufgehen, Gerechten wie auch Ungerechten.” Aus christlicher Perspektive profitieren also auch die, die ihr Leben ohne einen persönlichen Bezug auf Gott leben, von Gott. Das ist ja auch nur gerecht. “Hölle” meint dann aber im wahrsten Sinne des Wortes einen gottlosen Zustand, über dessen konkrete Form zwar diskutiert wird, aber nichtsdestrotz durch die vollkommene Abwesenheit Gottes gekennzeichnet ist.