Allversöhnung lehrt, dass Gott das, was er anfängt, auch zu Ende führt. Wenn Gott aus lauter Liebe Menschen schafft, dann lässt er sie am Ende der Zeit nicht fallen, selbst wenn sie sich von ihm abgewandt haben. Er bleibt ihr Vater und sie seine Kinder. Denn in Christus versöhnt Gott die Welt (2 Ko. 5, 18; Joh. 3, 16) gegen all ihren Widerstand, und selbst wenn er dazu die absolute Gottesferne auf sich nehmen und bis in die tiefsten Tiefen des Todes vordringen muss. Gilt dieser Tod nur für die Frommen? Oder anders gefragt: Ist es denk- und glaubbar, dass Gott das Kreuz auf sich nimmt, um dann trotzdem die große Mehrheit der Menschen zu verwerfen, weil sie nicht glauben? Die Hölle wäre um ein Tausendfaches grösser als der Himmel – können wir das im Ernst glauben wollen?

Danke für diesen Beitrag, deren zentrale Haken allerdings im zweiten und dritten Satz liegen: Liebe zwingt nicht. Was wäre das für eine Liebe, die so etwas tut? Nein, gerade weil Gott jeden Menschen liebt, zwingt er ihn nicht, die Ewigkeit mit ihm zu verbringen. Und Sie liegen ja vollkommen richtig, wenn Sie sagen, dass es Menschen gibt, die Gott im wahrsten Sinne des Wortes „widerstehen“ möchten und sagen:

„Selbst wenn es Gott gäbe, würde ich ihn nicht haben wollen.“

Vor diesem Hintergrund ist der Ausspruch Konfuzius‘ gar nicht mal so verkehrt, wenn er sagt:

„Was Du liebst, lass frei. Kommt es zurück, gehört es Dir – für immer.“

Zweifelsfrei ist das Konzept der Allversöhnung sympathisch und wünschenswert, aber die Bibel ist nun einmal kein Wunschkonzert. Die Allversöhnung ist – so sehr ich mir das persönlich auch wünschen würde – nicht biblisch. Dazu gibt es leider viel zu viele Stellen, die unzweideutig davon sprechen, dass es Menschen gibt, die nicht erettet werden (z.B. Lk 12,5; Matt. 7,21; 25,41ff; Mk. 9,42ff). Und Sie haben Johannes 3,16 selbst angesprochen. Schauen wir nur etwas weiter, lesen wir:

Denn Gott hat der Welt seine Liebe dadurch gezeigt, dass er seinen einzigen Sohn für sie hergab, damit jeder, der an ihn glaubt, das ewige Leben hat und nicht verloren geht. Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, um sie zu verurteilen, sondern um sie durch ihn zu retten. Wer an ihn glaubt, wird nicht verurteilt. Wer aber nicht glaubt, ist damit schon verurteilt. (Joh. 3,16ff.)

Das beantwortet im Übrigen auch Ihre Frage, ob es denk- und glaubbar ist, dass Gott das Kreuz auf sich nimmt, um dann trotzdem die große Mehrheit der Menschen zu verwerfen, weil sie nicht glauben? Aber wir müssen festhalten, dass nicht Gott den Menschen verwirft; der Mensch verwirft sich selbst. C.S. Lewis schreibt ganz richtig:

Am Ende werden nur zwei Gruppen von Menschen vor Gott stehen – jene, die zu Gott sagen: »Dein Wille geschehe«, und jene, zu denen Gott sagt: »Dein Wille geschehe«. Alle, die in der Hölle sind, haben sie sich erwählt.