Wie kann man behaupten das Jesus je gelebt hat, wenn doch seine Vorgänger (Horus und Mithras) und noch viele andere exakt die gleiche Geschichte aufweisen wie: Jungfrauengeburt, 12 Anhänger am Kreuz gestorben nach 3 Tage auferstanden.

Danke für diese Frage. Das Problem Ihrer Argumentation ist aber: Sie ist selbst nur eine bloße Behauptung. Und ganz konkret: Der Zusammenhang zwischen z.B. Jesus und der Erzählung von Horus ist eine (Internet-)Legende, die faktisch falsch ist. Es ist schon fast witzig, dass die Leute, die diesen Zusammenhang behaupten, niemals aus den primären Quellen zitieren; ist Ihnen das schon einmal aufgefallen? Sie führen die Paralleln zwischen Jesus und Horus zwar an, geben dabei aber niemals Primärquellen an. Das sollte den kritischen Denker nachdenklich stimmen.

Wenn Sie die Primärquellen anschauen, werden Sie sehen, dass sie mitnichten Parallen zu den Lebensbeschreibungen Jesu aufweisen. Es ist im Übrigen ganz aufschlussreich, sich einmal zu vergegenwärtigen, wo diese Idee Einzug in größere gesellschaftliche Kontexte fand  – interessanterweise nämlich in Deutschland, genauer gesagt im Göttingen des ausgehenden 20. Jahrhunderts. Dort versuchte eine (völkisch-)theologische Bewegung, die so genannte „Religionsgeschichtliche Schule“, auch – aber nicht nur – Jesus v. Nazareth und das Christentum vor dem Hintergrund heidnischer Mythologie zu deuten.

Völkisch war die Bewegung deshalb, weil es aufgrund antisemitischer Grundhaltungen u.a. Ziel war, einen „arischen Jesus“ zu etablieren; mit Jesus als Juden, der er ja zweifelsohne war, konnten gerade die antisemitischen Deutschen nicht sonderlich viel anfangen. Das aber nur als kurzer Exkurs.

Viel wichtiger für uns ist, dass die Religionsgeschichtliche Schule in den 1930er Jahren kollabierte – und das insbesondere aus dem folgendem Grund:

Wer die Primärquellen studierte, fand keine wirklichen Parallelen zwischen Jesus, Osiris und Horus. Die angeblichen Parallen waren erfunden bzw. gefälscht, es fand sich z.B. überhaupt gar nichts Vergleichbares zur Auferstehung Jesu.

Es ließe sich noch mehr zum Thema sagen, aber das würde an dieser Stelle zu weit führen ist. Letztendlich kann ich Sie aber nur dazu motivieren, sich nicht von allem, was einem heutzutage (im Internet) so angeboten wird, blenden zu lassen, sondern selbst die Dinge zu überprüfen, die behauptet werden. Denn wie gesagt: Behaupten kann man ja viel, aber nur weil eine Behauptung auf dem Tisch liegt, heißt das ja noch lange nicht, dass sie deshalb auch wahr ist.

Und ob es uns gefällt oder nicht: Dem Stand der aktuellen Geschichtswissenschaft zufolge hat Jesus von Nazareth nun einmal gelebt, das bestreiten ja noch nicht einmal solch scharfe Kritiker wie Gerd Lüdemann oder Bart Ehrmann. Die Existenz Jesu ist also alles andere als eine Behauptung, vielmehr haben wir hier ein historisches Faktum.

Das müssen Sie mir natürlich nicht glauben, nur weil ich es hier aufschreibe, überprüfen Sie es gerne selbst, z.B. mittels des universitären Standardwerks von Merz/Theißen (2011): „Der historische Jesus – Ein Lehrbuch“ oder Strotmanns (2012): „Der historische Jesus: Eine Einführung„.