23. Argument: Wenn es einen Gott gibt, wieso lässt er so viele (Welt-)Religionen zu? Der Hinduismus (Polytheismus) und der Buddhismus (eher atheistisch) beispielsweise sind ja viel älter als das Christentum bzw. tlw. älter oder gleich alt wie die jüdische Religion – warum hat Gott nicht versucht das für die Anhänger dieser Religionen ersichtlich zu machen? Wenn jede Religion ein Stück Wahrheit beinhaltet, dann ist es letztendlich egal (bzw. kann Gott mir nicht böse sein, wenn ich die Religion wechsle) welcher Religion man angehört so lange man an etwas Höheres glaubt…

Danke für das sehr gute Argument. Mit C.S. Lewis und Matthias Clausen gesprochen, könnte ein Antwortvorschlag in die folgende Richtung gehen: Die Religionen spiegeln das Wesen des Menschen wider: seine Sehnsucht nach “Mehr”, auch nach Gott; seine Erwartung, Gott oder das Göttliche müsse sich aber so ähnlich verhalten, wie er es unter Menschen gewohnt ist (Stichwort “Werkgerechtigkeit”); sein Versuch, sich einen Reim auf die Unübersichtlichkeit der Wirklichkeit zu machen, über sich selbst hinauszugreifen u.v.m.

Dabei kommt diese Vielzahl der Religionen heraus. Gott lässt sie zu, weil er uns Menschen eben menschlich gemacht hat, und dazu gehört unsere Fehlbarkeit. Eine wichtige Bemerkung hierzu: Nicht fehlerhaft hat er uns gemacht, aber fehlbar, mit der Freiheit zu scheitern (sonst wären wir nicht wirklich frei).

Die Religionen sind also Reflex unserer Menschlichkeit. Sie sind zunächst einmal weder gut noch schlecht – nur bringt keine von ihnen uns Gott näher. Es geht gar nicht darum, ob Gott “uns böse ist”, sondern wie wir in Kontakt mit ihm kommen. Da helfen uns weder Religion noch Philosophie noch sonst etwas. Wir sind stattdessen darauf angewiesen, dass Gott von sich aus den Kontakt mit uns herstellt.

Und warum Gott sich nur an einer bestimmten Stelle in der Geschichte der Menschheit gezeigt hat? Nun, er ist – aus christlicher Sicht – eben Menschen geworden, und zum Menschsein gehört der konkrete historische Ort. Da hätte man also in jedem Fall, selbst wenn er sich anderswo gezeigt hätte, fragen können: Warum hier, warum jetzt?

Das Wichtige ist aber: Wenn Gott wirklich so ist, so wie er sich in Jesus zeigt, dann hat er natürlich die Möglichkeit und den Willen, sich jedem Menschen in einer Weise zu zeigen, die ihm eine realistische Chance vermittelt. Fragen Sie mich nicht wie, das ist Gottes Sache. Aber ich bin sicher, er kann das. Der “Job” des Christen ist nicht, ihm dabei in die Karten zu schauen, sondern so vielen Menschen wie möglich von Jesus zu erzählen.