Ich habe mich letzten Sommer stärker mit dem Thema Christenverfolgung auseinandergesetzt und habe mir folgende Frage gestellt: In 1. Korinther 10,13 steht, dass Gott uns nur so viel auferlegt, wie wir tragen können. Wie kommt es dann dazu, dass manche verfolgte Christen einfach nicht mehr können und den Glauben verleugnen?

Danke für diese gute Frage. Ich befürchte, hier lesen Sie etwas in den Text hinein, auf das er selbst gar nicht eingehen will. Was steht in 1Kor 10,13?

Bisher hat euch nur menschliche Versuchung getroffen. Aber Gott ist treu, der euch nicht versuchen lässt über eure Kraft, sondern macht, dass die Versuchung so ein Ende nimmt, dass ihr’s ertragen könnt.

Paulus spricht in diesem Kapitel nicht von Verfolgung, sondern davon, dass Christen sich nicht den Versuchungen ihres Umfelds hingeben sollen (wie Unzucht, Götzendienst, Hurerei). Und das Gott die Versuchung nur so stark werden lässt, damit wir es ertragen können. „Mehr“ steht in 1Kor 10,13 nicht.

Aber wie dem auch sei: Als jemand, der für sein Christsein allenfalls ein müdes Lächeln, aber keine krasse Verfolgung riskiert, wenn er zu seinem Glauben steht, fällt es mir freilich schwer, mich in die konkrete Lage eines verfolgten Christen (z.B. in Nordkorea) zu versetzen. Gut möglich, dass dort manche Christen ihren Glauben verleugnen? Aber da wäre meine Frage zum Beispiel: Verleugnen sie ihn von Herzen? Oder ist es ein bloßes Lippenbekenntnis? Also ähnlich wie es hierzulande viele Menschen gibt, die angeben, Christen zu sein, aber die Auferstehung Jesu für eine Märchengeschichte halten. Sind sie von Herzen Christen?

Sie sehen: Ich wäre vorsicht, Christen – gerade verfolgten – ihr Christsein abzusprechen, nur weil man hört, dass diese Worte wohlmöglich ihre Lippen verlassen haben. Bestes Beispiel: Petrus. Hat er sich von Jesus kurz vor dessen Kreuzigung wirklich abgewandt? Er hat ihn schließlich sogar drei (!) Mal verleugnet. Nein, natürlich stand Petrus zu seinem Herrn, sein verleugnendes Lippenbekenntnis reute ihn zuiefst. Warum sollte der Fall bei aktuell verfolgten Christen, von denen wir Jesusverleugnungen hören, nicht genauso gestrickt sein?