Wenn Sie an Gott (Jesus) glauben, glauben Sie dann auch an Horoskope, Geister ,Pendeln Astralreisen Chakren oder Gläserrücken? Das steht ja auch geschrieben. Kann man nicht alles in den Bereich „Esoterik“ packen? Ich meine, wenn etwas gut geschrieben ist, neigt man schon dazu etwas anzunehmen oder zu glauben. Mir ging es selber mal so, bis ich mich dem ganzen Unfug abgewandt habe und nur noch Jetzt und Hier lebe.Glaube führt zu nichts, ausser sich einer Illusion hinzugeben und sich dabei vielleicht besser zu fühlen. Die Jesus-Geschichte klingt ja auch schön aber das tun andere Geschichten auch zb die Geschichten von Neale Donald Walsch „Gespräche mit Gott“.

Danke für diese Frage, die ich gut verstehen kann. Ich persönlich halte es gelinde gesagt für sehr naiv und töricht, etwas anzunehmen oder zu glauben, nur weil es irgendwo aufgeschrieben steht. Als ich im Jahr 2009 Christ wurde, habe ich mir stets gedacht:

„Ihr Christen seid zwar alle furchtbar nett, aber ihr könnet euch auch alle furchtbar irren!“

Denn warum sollte etwas stimmen, nur weil es in der Bibel steht? Und wer die Richtigkeit der Bibel damit belegen will, indem er sagt: „Die Bibel ist wahr, weil die Bibel nun einmal wahr ist“ liefert vielleicht nicht nur eine intelektuelle Bankrotterklärung ab, sondern lässt erwartbarerweise das Missverständnis aufkommen, dass christlicher Glaube blinder Glaube sei. Ein Glaube ohne Gründe, bei dem kritischen Nachdenken und Nachfragen vielleicht sogar noch unerwünscht ist. Aber genau so ist es ja nicht – Gott sei Dank.

Darüber hinaus denke ich, dass wir uns gerade nicht zunächst die Frage: „Fühle ich mich besser, wenn ich glaube?“ stellen sollten, sondern zuallerst: „Stimmt das?“ Stimmt es, was Christen glauben? Mir persönlich würde es nicht ausreichen, mein Leben auf etwas aufzubauen, auf das ich mich nicht wirklich verlassen kann. Dafür ist mir mein eigenes Leben viel zu wertvoll und viel zu kostbar. Deshalb liegt mir auch so viel an der Wahrheitsfrage.

Zudem: Finden Sie wirklich, dass die „Jesus-Geschichte“ gut klingt? Gott demütigt sich selbst, wird in den jämmerlichsten Begebenheiten selbst Mensch, lässt sich am Ende von seinen Gegnern foltern und sogar qualvoll ermorden? Nun, wenn ich mir Gott ausdenken dürfte, er würde ganz anders daherkommen. Majestätisch, unantastbar, gewaltig und herrlich, so wäre er. Aber das, an das wir Weihnachten und insbesondere Ostern erinnert werden, erzählt eine völlig andere Geschichte. Nein, so einen Gott, wie ihn uns das Christentum vor Augen führt, den erfindet man nicht.

Aber wie gesagt: Ich stimme Ihnen vollkommen, wenn Sie Leute kritisieren, die die Stimmigkeit der Bibel mit der Existenz der Bibel an sich gleichsetzen. In diesem Zusammenhang habe ich einmal einen Artikel geschrieben, der für Sie vielleicht interessant sein könnte? Er läuft unter dem Titel: Christen glauben – in erster Linie – nicht an die Bibel. Vielleicht ja eine Lektüre, die man während der Essenspausen der kommenden Feiertage kurz einschieben kann? 😉