1.) Das Thema andere Religionen wurde schon mehrmals erwähnt aber: Sie schreiben, dass Gott ungerecht wäre, wenn nicht alle Menschen die Möglichkeit hätten über Jesus und sein Wirken zu erfahren. Nun werden heutzutage, dank Massenmedien usw. viele Menschen in der Lage sein etwas über Jesus zu erfahren. Die Frage die sich stellt ist, warum sollten sie sich aber mit Jesus/Christentum näher beschäftigen?? Als Christ würde ich vielleicht rein aus Neugier oder der Bildung wegen mich mit Mohammed oder Buddha beschäftigen ohne jetzt aber auf diesen oder jenen Zug aufzuspringen und das Christentum zu verlassen – wobei es schon immer Menschen gegeben hat und gibt, die von einer zur anderen Religion wechseln. Jemand der vielleicht weniger gebildet ist, stellt sich solche Fragen vielleicht überhaupt nie in seinem Leben. So etwas kann man einfach nicht von jedem erwarten. Buddhisten werden zu Christen und umgekehrt. Man kann ja nicht von Anhängern der anderen Religionen erwarten, dass sie zum Christentum wechseln nur weil es „plausibler“ klingt. D.h. wenn man beispielsweise vom Christentum zum Buddhismus wechselt, dann meist nach (hoffentlich) reichlicher Überlegung und ohne dass Jesus einem innerlich „sagt“, dass es falsch wäre, sonst würde man es ja wahrscheinlich nicht tun. Wenn wir also ausschließen, dass Menschen beim Christentum nur aus Gewohnheit/Sozialisation und/oder wegen einer persönlichen Beziehung zu Jesus bleiben, was hält einen dann noch dort? 2.) Das führt zu einer weiteren Frage: Sie schreiben, dass Sie eine persönliche Beziehung zu Jesus haben und ihn spüren. In wie weit können Sie das davon unterscheiden ob es wirklich so ist oder ob es einfach nur so ein Gefühl oder Einbildung ist? Jemand der zum Buddhismus gewechselt ist, meint auch daß er plötzlich „spürt“ das Richtige gefunden zu haben. 

Danke für Ihre guten Fragen; ich befürchte allerdings, die Lage ist (noch) etwas komplexer. Aus christlicher Perspektive lässt sich sagen, dass „niemand von sich selbst aus zu Jesus kommen kann – Gott muss ihn zu sich ziehen. Und wer zu Jesus kommt, den wird er am letzten Tage auferwecken“ (vgl. Joh. 6,44). Aus dieser Sicht fängt folglich jemand deshalb an, sich mit Jesus näher zu beschäftigen, weil Gott ihn „innerlich“ und/oder „äußerlich“ anstupst. Wie auch immer das bei jedem Einzelnen aussehen mag.

Das meinte ich übrigens auch mit der Gerechtigkeit Jesu: Er kann nur gerecht sein wenn, wenn er jedem Menschen mindestens einmal den innerlichen Impuls gibt, sich mit ihm zu befassen. Ehrlich gesagt bin ich sogar davon überzeugt, dass er diesen „Anstupser“ nicht nur einmal im Leben vornimmt. Bildung spielt da keine Rolle. Mit Gottes Gerechtigkeit bezog ich mich also weniger darauf, dass jeder Mensch dazu in der Lage sein muss, von Jesus und seinem Wirken zu erfahren – denn natürlich gibt es auch heute noch Menschen, die von Jesus nie etwas gehört haben.

Ganz banal formuliert: Jesus spricht uns Menschen an, auf unterschiedlichste Art und Weise – jeden von uns: die Gebildeten, den „Einfachen“, den Deutschen, die Pakistani, den Inder, die Chinesin etc., meiner Überzeugung nach sogar mehrfach im Leben. Unsere Reaktion darauf bleibt freilich aber in unserer Hand.

Ihre Frage, was einem beim christlichen Glauben hält, würde ich nun so beantworten: Wer aus Gewohnheit bzw. Sozialisation Christ ist, hat noch nicht verstanden, was Christsein eigentlich meint – nämlich eine vertrauensvolle Beziehung mit Jesus zu haben. Aber auch die hält mich ja in erster Linie nicht beim christlichen Glauben, sie ist ja „nur“ ein Resultat der erworbenen Gewissheit, dass das mit Jesus und seiner Auferstehung wirklich stimmt.

Dieser Erwerb speist sich aus der Kombination guter objektiver und guter subjektiver Gründe, die letztlich zur Gewissheit geführt haben, dass Jesus wirklich von den Toten auferstanden ist, lebt und deshalb erleb- und erfahrbar ist. Mich persönlich hält dieses „Set“ aus guten objektiven und subjektiven Gründen beim christlichen Glauben. Und das beantwortet im Grunde ja auch Ihre zweite Frage, ob der bzw. mein Glaube nicht einfach nur ein Gefühl oder eine Einbildung sei.