Argument 36: Annahmen: 1. Gott ist gut; 2. sämtliche Dinge sind von Gott abzuleiten Nun existiert aber auch etwas was man Böse nennt. Wenn nun das Böse diametral dem Guten gegenübersteht, so folgt daraus, dass auch dieses aus Gott abzuleiten ist. Dies führt aber zu einem Widerspruch, da Gott dann sowohl Gut als auch Böse wäre.

Danke für diesen Einwand, der jedoch so seine Probleme mit sich bringt. Es ist z.B. nicht plausibel anzunehmen, dass „das Böse“ etwas ist, das einst erschaffen wurde. Nein, das Böse ist vielmehr die Abwesenheit des Guten. Dazu ein Vergleich: Auch Licht und Dunkelheit sind keine diametralen Gegensätze, sondern stehen in einer anderen Beziehung zu einander: Während Licht etwas real Existierendes ist, ist Dunkelheit die Abwesenheit von Licht. Sie kann es nur dann geben, wenn es kein Licht gibt; es besteht also ein gewisses Maß an Abhängigkeit.

Das Beispiel lässt sich nun analog auf unseren Fall übertragen: Auch Gutes und Böses stehen nicht diametral zueinander; Böses kommt erst dann zum Vorschein, wenn Gutes ausbleibt. Christen gehen davon aus, dass Gott den Menschen ursprünglich in seinem Bilde und damit als „sehr gut“ erschaffen hat; da er ihm aber ebenfalls Willensfreiheit gab, konnte sich der Mensch entscheiden, das Gute auch nicht zu tun – das Böse ist die logische Folge. Aus christlicher Sicht ist das Böse folglich das Resultat dessen, was passiert, wenn der Mensch seine gottgegebene Freiheit missbraucht und sich gegen das entscheidet, wie er von Gott ursprünglich gedacht wurde.

Übrigens: Die Existenz von Bösem spricht für manche sogar gerade für Gott. Warum? Nun, für Christen ist das Böse natürlich ein Problem, es ist aber vielleicht ein noch größeres für diejenigen von uns, die sich als Atheisten und Agnostikern verstehen. Der Schriftsteller C. S. Lewis beschreibt in seinem Klassiker „Pardon, ich bin Christ“, wie er sich als junger Mann von Gott verabschiedete, weil das Leben so grausam war. Doch dann erkannte er, dass das Böse für seinen neuen Atheismus ein noch viel größeres Problem darstellte. Er kam schließlich zum Schluss, dass das Böse sogar eher für als gegen die Existenz Gottes spricht:

„Mein Argument gegen die Existenz Gottes lautete, die Welt sei grausam und ungerecht. Woher aber hatte ich meine Vorstellung von gerecht und ungerecht? … Womit verglich ich diese Welt, wenn ich sie ungerecht nannte? … Natürlich hätte ich sagen können, meine Vorstellung von Gerechtigkeit sei lediglich meine eigene, private Idee, aber damit hätte ich sie praktisch aufgegeben. Dann wäre auch mein Argument gegen Gott in sich zusammengefallen, denn es beruhte ja darauf, dass die Welt tatsächlich ungerecht ist, und nicht nur darauf, dass sie nicht meinen Vorstellungen entspricht. … Damit aber erweist sich der Atheismus als zu einfach.“