Viele fragen ja: „Was macht es für einen Unterschied, ob es Gott gibt oder nicht? Dadurch ändert sich ja nichts.“ Meine Antwort: „Es würde sich sogar sehr viel ändern. Vielleicht viel mehr, als Sie gerade vermuten.“ Denn was wäre, wenn der Atheismus Recht hat? Was wäre, wenn es keinen Gott gibt? Und ich will nun gar nicht sagen, dass man so nicht denken darf – das darf man natürlich. Ich frage mich nur, ob wir die Konsequenzen dieser Sicht wirklich bis zum Ende durchdacht haben? Welche wären das? Meine steile These lautet:

Viele sagen, dass wir nur das annehmen sollten, was wir empirisch beweisen können. Alles, was beweisbar ist, gibt es wirklich, existiert „objektiv“ – alles andere gibt es nicht wirklich, existiert allenfalls „subjektiv“. Ein Beispiel: Gott kann man nicht beweisen, Gott ist daher, so sagen sie, eine subjektive Vorstellung – eine menschliche Projektion. In Wirklichkeit ist Gott eine Illusion – Gott gibt es nicht wirklich, sprich: nur subjektiv in unseren Köpfen.

Nun gibt ja noch mehr, was nicht empirisch beweisbar ist, Dinge wie Moral, Bedeutung, Sinn, Zweck etc. Atheisten müssen – wenn sie konsequent sind – sagen: „Da man auch diese Dinge empirisch nicht beweisen kann, handelt es sich auch hier um subjektive Vorstellungen. Auch sie helfen dem Menschen, besser mit seinem Leben klar zu kommen, aber in Wirklichkeit gibt es diese Dinge nicht – es gibt sie nur in unseren Köpfen.“

Daraus folgt ja, dass unser Leben gar keine wirkliche Bedeutung und gar keinen wirklichen Lebenszweck hat. Was es gibt, sind unsere subjektiven Empfindungen darüber. Aber diese Empfindungen sind eben nicht wirklich vorhanden. Es sind nur subjektive Projektionen. Wir sehen: Wenn es keinen Gott gibt, dann kann unser Leben keine wirkliche Bedeutung, keine objektive Moralität und keinen wirklichen Lebenszweck haben. So wäre es konsequent zu Ende gedacht, wenn es keinen Gott gibt.

Die Frage ist nun gar nicht, was Atheisten bzw. Menschen, nach denen es keinen Gott gibt, annehmen, sondern was sie annehmen sollten – wenn sie ihre Weltsicht konsequent durchziehen. Vielleicht sind Sie ja sogar jemand, der mit Gott wirklich nicht viel anfangen kann – und sagen sich zum Ende dieses Beitrags: „Ich muss leider sagen, dass dieser Text meine Ansichten nicht widerspiegelt.“ Das kann sogar gut möglich sein. Aber die Frage lautet ja nicht: „Wovon gehen Sie als jemand aus, für den es keinen Gott gibt?“, sondern: „Wovon sollten sie als jemand ausgehen, wenn sie bewusst so leben, dass es Gott nicht gibt?“

Und bitte verstehen Sie mich nicht falsch: Alle meine folgenden Gedanken sind zu keinem Zeitpunkt polemisch gemeint. Natürlich werde ich versuchen, ernst- und gewissenhaft zu argumentieren, ich kann Sie aber nur bitten, sich meinen Gedanken möglichst objektiv und vorurteilsfrei zu nähern. Falls Sie sich emotional nähern möchten, sparen Sie sich lieber die Zeit und machen etwas Sinnvolleres, als diesen Text zu lesen! Denn ich will gar nicht sagen, dass Leute, die davon ausgehen, dass es keinen Gott gibt, ein bedeutungsloses, moralfreies und zweckloses Leben führen. Nein, das steht mir fern. Ich will auch nicht sagen, dass man nur durch den Glauben an Gott ein moralisches Leben führen kann. Und ich will auch nicht sagen, dass man ohne den Glauben an Gott keine Moralvorstellungen erkennen kann. Und letztlich will ich auch nicht sagen, dass wir  nur dann ein moralisch-ethisches System entwerfen können, wenn wir an Gott glauben.

Alle diese Sache möchte ich nicht sagen! Meine Frage dreht sich nicht um den Glauben an Gott, sondern um die bloße Existenz Gottes: Wenn Gott nicht existiert, dann muss man konsequenterweise davon ausgehen, dass es keine letztliche Bedeutung, keine objektive Moralvorstellungen und auch keine schlussendlichen Lebenszweck gibt. Wenn die Annahme stimmt, dass es keinen Gott gibt, so wären nämlich dies die Konsequenzen, die sich aus dieser Annahme ergeben. Wenn es keinen Gott gibt, dann sind sowohl wir Menschen als auch das Universum zum Nichts verdammt. Wir alle enden irgendwann mal im Grab und dann ist aus mit uns. Und nicht nur wir, sondern die gesamte menschliche Zivilisation und das Universum wird irgendwann mal aufhören zu existieren. Das ist die traurige Wahrheit, wenn es Gott nicht gibt.

Und erneut bitte nicht falsch verstehen (Sie merken schon, ich spreche diesem Thema eine hohe Quote zu, missverstanden zu werden): Ich möchte hier gar nicht den großen Panikmacher spielen, der mit dem Sensenmann droht. Nein, es liegt mir fern, Ihnen unbegründete und unrealistische Angst zu machen. Ich möchte „nur“ mal die „folgerichtigen“ Konsequenzen der Annahme aufzeigen, wenn es keinen Gott gibt. Denn gibt es ihn nicht und denkt man den Atheismus bis zum Ende, dann ist es leider blanke Realität: „Alles ist ohne letztendliche Bedeutung, ohne schlussendlichen Sinn.“ Warum aber? Das möchte ich an drei Punkten näher erläutern.

Die 1. Konsequenz: Keine letztendliche Bedeutung

Die meisten von uns verfolgen gewisse Ziele, um ein erfülltes und glückliches Leben zu haben: beruflicher Erfolg, privater Erfolg, materieller Wohlstand, gute Beziehungen, Unterhaltung, gute Werke für andere usw. Ich will Ihnen nun gar nicht einreden, dass das alles schlechte Ziele sind, die in Wirklichkeit nur den Anschein erwecken, gut zu sein. Nein, ich freue mich für Sie, wenn Sie glücklich sind und ein erfülltes Leben leben.

Und das Leben im „Hier & Jetzt“ gehört natürlich zu einer realistischen Lebenshaltung dazu, keine Frage. Ich kann es nur unterstützen, sich von Herzen zu freuen, wenn es einen Grund dafür gibt, aus vollem Hals zu lachen, wenn etwas lustig ist, einem anderen zu helfen, wenn wir das können, die Chancen des Augenblicks zu nutzen, wenn sie da sind usw. Bewusst leben, das ist eine gesunde Einstellung, wie ich finde. Denn gerade eine bewusste Lebenshaltung ist ja eine realistische. Im Hier und Jetzt leben, heißt ja auch nicht, das Morgen vollkommen zu vergessen. Nein, es steckt ja gerade schon im Namen drin: Wer wirklich bewusst lebt, der ist sich der wichtigen Dinge im Leben bewusst.

Und diese Bewusstheit, solch eine realistische Einstellung zum Leben sollte ja gerade Folgendes nicht aus den Augen verlieren: Wenn es wirklich keinen Gott gibt, dann gibt es eine unwiderrufliche Konstante in unserem Leben: Eines Tages werden wir sterben und aufhören zu existieren. Dann wird alles, was Sie und ich als Personen geleistet und geschafft haben, nicht mehr von Bedeutung sein. Sie und ich werden sterben und was wir im Leben erreicht haben, wird es irgendwann nicht mehr geben. Sich dessen bewusst zu sein, auch das gehört natürlich zu einer realistischen Lebenshaltung dazu, in der es keinen Gott gibt. Denken Sie kurz mal darüber nach, worauf Sie in Ihrem Leben schon stolz sein können. Und ich will nun gar nicht sagen, dass Sie darauf nun nicht mehr Stolz sein sollen. Nein, das liegt mir fern.

Ich will nur anmerken: Wenn es keinen Gott gibt, wenn unser Leben nach dem Tod wirklich endet, dann bringt das Geleistete im Endeffekt nichts. Alle unsere Arbeitserfolge. Alles, was uns irgendwie wichtig geworden ist. Alle Beiträge der Wissenschaft, die unseren technischen Fortschritt immer weiter vorangetrieben haben. Alle diplomatischen Erfolge, die Welt immer ein Stück friedlicher zu machen – alles das ist letztendlich ohne Bedeutung, wenn Sie davon ausgehen, dass es keinen Gott gibt. Warum? Weil dann alle aufgezählten Dinge irgendwann im Nichts enden.

Das darf eine bewusste Lebensplanung ja nicht aus dem Blick verlieren – meine Beobachtung ist nur, dass wir zumeist gar nicht so mehr „bewusst“ leben, wie wir es uns wünschen, sondern uns eher die Dinge bewusst machen, die schön, nett und angenehm sind. Und dabei dann bleiben. Aber das ist ja keine bewusste Lebenshaltung, das ähnelt vielmehr einem Schönreden und Ignorieren von Dingen, die in einer Welt ohne Gott unvermeidbar sind.

Wenn es Gott wirklich nicht gibt und jeder von uns mit seinem Tod aufhört zu existieren, dann welche letztendliche Bedeutung sollte unser Leben dann haben? Spielt es am Ende wirklich eine Rolle, ob wir gelebt haben oder nicht? Denken wir den Atheismus einmal konsequent bis zum Ende, so lautet die Antwort: Leider nein. Sicherlich, unser Leben mag häufig teils wichtig für andere Leben gewesen sein – aber was haben diese Taten letztlich für eine Bedeutung? Wenn jeder von uns einmal stirbt und sein Leben damit vorbei ist, was spielt es schlussendlich für eine Rolle, ob man Dinge zwischenzeitig positiv beeinflusst hat? Nichts gegen Hilfsbereitschaft, die ist sehr wichtig und richtig. Aber im Endeffekt macht es überhaupt keinen Unterschied. So unschön und nihilistisch das auch klingt, so wahr es leider auch – zumindest dann, wenn der Atheismus Recht hat. Derselbe kosmische Prozess, der uns einst hat alle entstehen lassen, wird uns eines Tages auch wieder aus dem Geschehen herausnehmen.

Die 2. Konsequenz: Keine objektive Moral

Und wenn unser Leben im Grab endet, macht es dann überhaupt einen Unterschied, wir wir mal gelebt haben? Ist es dann nicht egal, ob wir als Mutter Theresa oder als Stalin gelebt haben? Die Antwort lautet: Es würde (leider) keinen Unterschied machen. Wenn es Gott nicht gibt, ist es wirklich nicht wichtig, wie wir leben oder gelebt haben. Auch davon ist auszugehen, wenn man den Atheismus bis zum Ende durchdenkt. Schon der russische Schriftsteller Fjodor Dostojewski hat ganz richtig festgestellt:

„Wenn es keinen Gott gibt, dann ist alles erlaubt”.

Und da hat Dostojewski ja sehr Recht. Wenn unser Leben mit dem Tod endet, wenn es uns also irgendwann eh nicht mehr gibt, dann spielt es eigentlich keine Rolle. So stimmt auch die Aussage der Schriftstellerin Ayn Rand, die Tugend des Egoismus zu preisen. Sie schreibt: „Lebe dein Leben nur für dich selbst. Du musst vor niemanden Rechenschaft ablegen!“ Tatsächlich wäre es töricht, irgend etwas anderes zu tun, weil das Leben ja viel zu kurz ist, um es mit Taten, die nicht von reinem Selbstinteresse bestimmt sind, aufs Spiel zu setzen. Kai Nielsen, ein atheistischer Philosoph, der versuchte, die Durchführbarkeit von Ethik ohne Gott zu verteidigen, kommt am Ende zum Schluss:

„Wir sind nicht fähig gewesen zu zeigen, dass Vernunft die moralische Sichtweise benötigt, oder dass alle wirklich vernünftigen Personen, ungetäuscht von Mythen und Ideologien, nicht individuelle Egoisten oder klassische Amoralisten sein dürfen. Vernunft bestimmt hier nicht. Das Bild das ich ihnen aufgezeigt habe, ist kein angenehmes. Die Reflexion des Bildes bedrückt mich… Rein praktische Vernunft, selbst mit einem guten Kenntnis der Fakten, wird Sie nicht zur Moral bringen.

Und es wird nicht besser. Wenn es keinen Gott gibt, dann gibt es auch keinen objektiven Standard für „richtig“ und „falsch“. Alles, mit dem wir konfrontiert sind, ist mit den Worten von Jean-Paul Sartre, „der bloße wertlose Fakt der Existenz“. Moralische Wertvorstellungen wären dann nichts anderes als Ausdrücke des subjektiven Geschmacks oder Nebenprodukte biologischer Evolution und sozialer Konditionierung.

In einer Welt ohne Gott, wer darf dort sagen, was „objektiv richtig“ und was „objektiv falsch“ ist? Wenn es keine objektive Instanz gibt, die Werte festlegt, dann sind das alles subjektive Vorstellungen, wie es aus Sicht der eigenen Person zu laufen hat. Es kann in einer Welt ohne Gott keinen objektives „richtig“ und „falsch“ geben – lediglich unsere kulturellen und persönlichen Meinungen sowie unsere subjektive Urteile. Denken Sie kurz einmal nach, was das bedeuten würde, wenn das wirklich stimmte! Es würde bedeuten, dass es unmöglich wäre Krieg, Unterdrückung oder Kriminalität allgemein als „falsch“ zu verurteilen. Sicherlich, für sich persönlich schon – aber eben nicht allgemein. Wenn es keine objektive Moral gibt, dann sind Verallgemeinerungen nicht möglich. Und genauso wenig könnte man Großzügigkeit, Hingabe oder Liebe allgemein als „richtig“ oder „gut“ bezeichnen.

In einer Welt, in der es keinen Gott gibt, kann es nun einmal kein allgemeines bzw. objektives „richtig“ und „falsch“ geben. Aber wir sehen: Wir Menschen kennen solche objektiven Moralvorstellungen. Es gibt sie. Alle Menschen, die klar bei Verstand sind, sind sich einig darüber, dass es viele Dinge gibt, die nicht gehen. Jeder von uns weiß, dass es Sachen gibt, die einfach nicht richtig sind. Der Holocaust etwa ist nicht „subjektiv falsch“, sondern „objektiv falsch“, soll heißen: Er ist auch dann noch falsch, selbst wenn die Nazis ihn als „richtig“ deklariert haben – und er bliebe selbst dann noch falsch, wenn alle Menschen davon ausgehen würden, dass der Holocaust richtig ist. Er ist eben „objektiv falsch“.

Aber – und nun kommt der springende Punkt: Objektive Moral ist in einer Welt, in der es Gott nicht gibt, nicht existent. Ein Mensch, der wirklich davon ausgeht, dass es keinen Gott gibt, darf gewisse Dinge natürlich verurteilen. Und ohne objektive Werte für „richtig“ und „falsch“, darf man sich zwar aufregen – muss aber letztendlich akzeptieren, dass die eigene Meinung keine objektiv-allgemein gültige Ansicht darstellt. Es ist lediglich die eigene Meinung, die zwar sicherlich auch noch viele andere teilen – aber letztlich wäre sie zu behandeln wie jede andere subjektive Frage auch: eine Frage des subjektiven Geschmacks, wie man das sehen kann. Manche sehen es so, andere hingegen anders. Ich sage: Gott sei Dank, dass wir in einer Welt leben, in der es eben doch objektive Moral gibt: Denn der Holocaust ist natürlich keine persönliche Geschmacksfrage, er ist „objektiv falsch“, Ende!

Das Konzept von Moral verliert jede Bedeutung in einem Universum ohne Gott. Richard Taylor, ein zeitgenössischer atheistischer Ethiker sagt ganz richtig:

Zu sagen, dass etwas falsch ist, weil …  es von Gott verboten ist, ist völlig verständlich für jeden, der an einen gesetzgebenden Gott glaubt. Aber zu sagen, das etwas falsch ist … obwohl es keinen Gott gibt, der es verbietet, ist nicht verständlich.

Man darf also durchaus sagen: „Für mich ist diese Tat absolut falsch, sogar sehr falsch.“ Das geht. Aber gleichzeitig zu denken, dass der andere es auch als „falsch“ ansehen muss, weil man es aus seiner persönlichen Sicht als „falsch“ betrachtet, das darf man dann nicht. Mich beruhigt es aber immer sehr, dass die Welt eben nicht so funktioniert, wie es im Sinne des Atheismus sein müsste. Wir dürfen eben sagen, dass etwas objektiv „falsch“ ist – es gibt also objektive Wahrheit. Aber das widerspricht ganz klar der atheistischen Sichtweise, nach der objektive Standards nicht möglich sind. Ich persönlich finde es sehr beruhigend, dass der Atheismus nicht Recht hat. Meine Gedanken hierzu wären sogar die folgenden:

Stimmen Sie zu, dass wenn Gott nicht existiert, es dann zwar subjektive, aber keine objektiven Moralvorstellungen gibt?  Oder was wäre sonst die Urquelle dieser Objektivität? Und stimmen Sie auch zu, dass es solche objektiven Moralvorstellungen aber nun einmal gibt? Wenn ja, würden Sie zustimmen, dass es Gott gibt. Aber diese Gedanken sind viel zu groß, als ihnen nur ein paar Zeilen zu schenken. (Ich kann sie an dieser Stelle gerade nur kurz anreißen, nähere Ausführungen hierzu finden Sie unter folgendem Beitrag: Moral – Ein Argument vor Gott) Wie dem auch sei: Vor dem Hintergrund einer Weltsicht, in der es keinen Gott gibt, hat die menschliche Natur also nichts Besonderes an sich, sie ist hingegen wie jede andere Natur ein Zufallsprodukt des Universums. Richard Dawkins bringt diese Vorstellung sehr präzise auf den Punkt:

There is at bottom no design, no purpose, no evil, no good, nothing but pointless indifference… We are machines for propagating DNA… It is every living object’s sole reason for being.“

Sind wir das wirklich? Sind wir Maschinen, die nur dazu da sind, DNA zu verbreiten? Die Antwort darauf lautet: Ja, wenn wir Dawkins und seiner Sichtweise Glauben schenken. Wenn er stimmt, dann ist es wirklich korrekt, dass wir Maschinen sind, deren Schicksal lautet:  „no purpose, no evil, no good, nothing but pointless indifference“.

Die 3. Konsequenz: Kein letztendlicher Lebenszweck

Und wenn es keinen Gott gibt, unser Leben also wirklich mit dem Tod endet, dann hat es vielleicht einen zwischenzeitlichen, aber keinen letztendlichen Zweck. Auch das sagt der Atheismus, wenn man ihn konsequent zu Ende denkt. Wenn alles im Leben vergänglich ist, ja sogar das Leben selbst, dann ist ja alles für die Katz – für nichts und wieder nichts. Wie gesagt: Das ist ein durchaus trauriger Gedanke, aber so wäre es, wenn der Atheismus Recht hat. Denken Sie ihn einmal selbst bis zum Ende durch. Und was ist mit dem Universum? Ist es schlichtweg zwecklos? Wenn sein Schicksal ein kühles Grab in der weiten Ferne ist, dann lautet die Antwort „ja“ – es ist zwecklos. Dann gibt es kein Ziel, keinen Zweck für das Universum. Genauso wenig, wie unser Dasein dann zwecklos wäre.

In seiner Novelle „Die Zeitmaschine“ erzählt H.G. Wells die Geschichte eines Menschen, der in die Zukunft reist, um das Schicksal der Menschheit zu sehen. Alles, was er findet, ist eine tote Erde, abgesehen von ein bisschen Moos und ein paar Flechtenbäumen. Das einzige Geräusch, was der Zeitreisende wahrnimmt, ist der Ansturm des Windes und das leise Dahinplätscherns des Meeres. Jenseits dieser leblosen Geräuschen ist die Welt still. Keine Geräusche außer diesen. Keine Stimmen von Menschen, keine Geblöke von Schafen, kein Vogelgeräusche, kein Summen von Insekten – nichts. Das Erschreckende daran ist: Wenn es keinen Gott gibt  – wenn der Atheismus wirklich Recht hat -, dann wird es so oder so ähnlich enden. Möglicherweise wird noch nicht einmal eine Erde existieren, auf die man reisen könnte.

Das ist die Realität in einem Universum ohne Gott. Hier gibt es für uns keine letztendliche Hoffnung und auch keinen schlussendlichen Zweck. Dann ist  alles, was wir tun, wofür wir arbeiten, wofür wir uns einsetzen – all das ist nutz- und zwecklos, denn irgendwann endet alles im Nichts. Eine mehr als trostlose Aussicht – aber so lautet nun einmal die folgerichtige Konsequenz, wenn es denn stimmt, dass es keinen Gott gibt.

Der Atheismus und seine praktische Unmöglichkeit

Ich befürchte aber, dass sich viele der gerade beschriebenen Konsequenzen überhaupt nicht bewusst sind. Und gerade weil sich viele zumeist nicht die Zeit nehmen, Atheismus nicht konsequent bis zum Ende durchzudenken, wollte ich hierzu gerne mal ein Denkangebot machen. Denn so sind die Fakten, wenn man das atheistische Weltbild durchdenkt. Prüfen Sie es nach, geben Sie sich mit keinen Antworten zufrieden, die nicht bis zum Ende durchdacht worden sind. Und es gibt meiner Meinung nach nur zwei Möglichkeiten, mit dieser Trostlosigkeit fertig zu werden, die uns eine Welt ohne Gott in Aussicht stellt.

  • Die erste Möglichkeit: Ich ignoriere die Tatsache, dass mein Leben und sogar das gesamte Universum letztendlich ohne Sinn ist – ich blende es aus. Das löst natürlich nicht das Problem, das ist immer noch da. Aber manche Menschen denken ja wirklich, dass das Ausblenden die Probleme löst.
  • Die zweite Möglichkeit lautet: Ich schaue der Trostlosigkeit des Lebens ins Auge und halte tapfer durch. Der britische Philosoph und Atheist Bertrand Russell glaubte etwa, dass wir nur erfolgreich durchs Leben kommen, wenn wir erkennen, was für ein fürchterlicher Ort die Welt ist. Albert Camus, einer der bekanntesten und bedeutendsten französischen Autoren des 20. Jahrhunderts, sagte, dass wird die Absurdität des Lebens ehrlicherweise anerkennen sollten.

Der große Haken dieser „Lösungen“ – Ignorieren bzw. Anerkennen – ist aber: Sie lösen das Problem nicht! Es ist unmöglich, vor solch einem trost- und hoffnungslosen Hintergrund glücklich zu sein. Und genau das ist doch unser letztendliches Ziel? Aber wer denkt, dass es keinen Gott gibt, der kann angesichts der trostlosen Konsequenzen seines Weltbildes eigentlich nicht glücklich sein. Wer aber trotz dessen glücklich ist, der belügt sich selbst oder vertritt – unbewusst – gar nicht das Weltbild, dass es keinen Gott gibt. Anders ausgedrückt: Wenn wir versuchen, innerhalb des atheistischen Weltbildes konsistent zu leben, müssen wir uns hochgradig unglücklich fühlen. Wenn wir es stattdessen schaffen, glücklich zu leben, ist das nur aufgrund einer gewaltigen Lüge möglich, die wir unserer Weltsicht beigefügt haben. Wie könnte er sonst glücklich sein, wenn er nicht eines von beiden tut?

Francis Schaeffer bringt das in einem Vergleich ganz gut auf den Punkt. Er sagt, dass die Menschen der Gegenwart sinngemäß in einem „Zwei-Schichten-Universum“ leben. In der unteren Schicht ist die physikalische Welt, in der es keinen Gott gibt. Dort ist das Leben trostlos, da es ohne Sinn, Bedeutung und Zweck ist. In der oberen Schicht befinden sich aber diese Dinge. Viele Menschen der Gegenwart leben nun, so Schaeffer, in der unteren Schicht, da sie nicht glauben, dass es einen Gott gibt. Aber da sie in solch einer trostlosen Welt nicht wirklich glücklich sein können, greifen sie sich – inkonsequenterweise – aus der oberen Schicht diese Dinge heraus, die es in ihrer Welt nicht gibt. (Inkonsequent ist es deshalb, weil Menschen, die glauben, dass es nichts außer ihrer natürlichen Welt gibt, sich nichts außerhalb dieser Welt „borgen“ können.)

Schauen wir uns im Folgenden nun noch mal die drei Bereiche an, in denen ich beschrieben habe, wie absurd und trostlos eine Welt ist, in der es keinen Gott gibt. Und lassen Sie uns einmal anschauen, wie schwierig es ist, diese atheistische Annahme konsequent durchzuhalten und dabei gleichzeitig glücklich zu sein.

Die Sinn des Lebens

Ich habe versucht zu zeigen, dass das Leben zwar sicherlich einen zwischenzeitlichen, doch aber keinen letztendlichen Sinn hat, wenn man Gott ausschließt. Trotzdem leben viele Menschen weiterhin so, als ob das Leben Sinn hätte. Wie geht das aber? Sartre sagte zum Beispiel, dass man für sein Leben einen Sinn „erschaffen“ kann, indem man sich frei eine Vorgehensweise wählt. Sartre selbst wählte hier den Marxismus. Nun, das ist schlichtweg inkonsistent. Es ist inkonsistent zu sagen: Das Leben ist objektiv absurd, dennoch kann ich mir einen Sinn für mein Leben erschaffen. Wenn das Leben wirklich absurd ist, dann ist der Mensch in der unteren Schicht gefangen. Zu versuchen, einen Sinn des Lebens zu erschaffen, macht aber einen inkonsequenten Sprung in die obere Schicht erforderlich.

Jedoch haben Leute wie Sartre keine Basis für diesen Sprung. Ohne Gott kann es keinen objektiven letztlichen Sinn im Leben geben. Wie gesagt: Objektivität kann in einer atheistischen Weltsicht nicht existieren. Sartres Plan ist wirklich eine Ausübung von Selbsttäuschung. Er meint wirklich: „Lasst uns einfach so tun, als ob das Universum einen Sinn hätte.“ Und das ist schlichtweg Selbstbetrug, tut mir leid. Warum? Nun, wenn Gott nicht existiert, dann ist das Leben objektiv sinnlos. Aber der Mensch kann nicht konsequent und glücklich leben, wenn er weiß, dass das Leben sinnlos ist. Deshalb tut er so, als ob das Leben eine Bedeutung hat, um so glücklich zu sein. Aber das ist natürlich komplett inkonsistent – ohne Gott bleibt es dabei, dass der Mensch und das Universum ohne wirkliche Bedeutung sind.

Der Wert des Lebens

Schauen wir uns nun mal an, wie schwer ist, von der Nicht-Existenz Gottes auszugehen und gleichzeitig objektive Werte zu vertreten. Bertrand Russel war, obwohl Atheist, ein freimütiger Gesellschaftskritiker, der den Krieg und die Beschränkung der sexuellen Freiheit verurteilte. Er gab aber zu, dass er nicht so leben könnte, als ob ethische Werte einfach nur eine Frage des persönlichen Geschmacks wären. Aus diesem Grund betitelte er seine eigene atheistische Ansicht als „unglaubwürdig“. Eine harte, aber ehrliche Erkenntnis! Er gestand: „Ich kenne die Lösung nicht“. Die Pointe ist ja: Wenn es keinen Gott gibt, dann kann „objektiv richtig“ und „objektiv falsch“ nicht existieren. Das hat selbst ein so eingefleischter Atheist wie Russell offen zugegeben.

Aber Dostoyevski zeigte auch, dass der Mensch nicht auf diese Art Leben kann. Er kann nicht so leben, als ob es für Soldaten völlig in Ordnung ist unschuldige Kinder abzuschlachten. Er kann nicht so leben, als ob es für Diktatoren völlig in Ordnung ist, Millionen ihrer eigenen Landesmänner auszurotten. Alles in ihm schreit danach, dass dieses Handeln falsch ist – absolut falsch. Aber wenn es keinen Gott gibt, kann er das nicht. Also macht er einen Glaubenssprung und beteuert die Werte trotzdem. Und wenn er das tut, verrät er die Unzulänglichkeit einer Welt ohne Gott.

Dostoyevski schreibt: „Alle Dinge sind erlaubt.“ Aber: Kein Atheist, kein Agnostiker kann mit so einer Ansicht konsistent leben. Nietzsche selbst, der auf die Notwendigkeit des Lebens außerhalb von Gut und Böse hinwies, widersprach seinem Mentor Richard Wagner genau bei der Angelegenheit über dessen Antisemitismus und scharfen Nationalsozialismus. Auch Sartre verurteilte Antisemitismus in ähnlicher Weise, als er über die Folgen des 2. Weltkrieges schrieb. Er sagte, dass eine Lehre, die zur Vernichtung führt, nicht nur eine Meinung oder Frage des persönlichen Geschmacks ist. In seiner wichtigen Abhandlung „Existenzialismus ist ein Huma nismus“ mühte er sich aber vergebens ab, dem Widerspruch zu entkommen zwischen seiner Verleugnung objektiver Werte und seinem dringlichen Wunsch, den Wert der Menschen zu bestätigen. Genau wie Russel konnte er nicht mit den Konsequenzen seiner eigenen Verleugnung von ethischen Absoluten leben.

Der Zweck des Lebens

Lassen Sie uns abschließend das Problem des fehlenden Lebenszwecks anschauen. Die zwei einzigen Möglichkeiten, glücklich zu leben, obwohl aus dem atheistischen Weltbild folgt, dass das Leben zwecklos ist, lauten: Ich erfinde mir eine Bestimmung, was – wie bei Sartre – auf Selbsttäuschung hinausläuft, oder ich bringe meine Sichtweise nicht zu ihren logischen Schlussfolgerungen. Und es ist interessant zu beobachten, wie viele vernünftige Menschen ihre Ansichten betrügen, wenn sie zu ihren logischen Schlussfolgerungen gebracht werden. Noch einmal: Es ist in der Tat sehr interessant zu sehen, wie viele wirklich kluge Leute heutzutage ihre Ansichten betrügen, wenn sie zu ihren logischen Schlussfolgerungen gebracht werden. Wir steht es bei Ihnen selbst? Nehmen Sie sich irgendwann gerne einmal die Zeit und denken in Ruhe über diese Beobachtung nach – trifft sie möglicherweise auch auf Sie zu?

Wir haben gesehen: Die atheistische Weltsicht, konsequent zu Ende gedacht, kann nicht glücklich machen. Sie ist trost- und hoffnunglos. Und sie steht sogar dazu. Der Mensch kann nicht konsistent und glücklich leben, als ob das Leben letztendlich ohne Bedeutung, Wert oder Bestimmung sei. Und wie schon mal erwähnt: Wenn wir versuchen innerhalb des atheistischen Weltbildes konsistent zu leben, werden wir uns hochgradig unglücklich fühlen. Wenn wir es stattdessen schaffen, glücklich zu leben, ist dies nur aufgrund der Lüge, die wir unserer Weltsicht beifügen.

Mit diesem Dilemma konfrontiert, bemüht sich der Mensch um ein Mittel zum Entrinnen. In einem außerordentlichen Rede an der „American Academy for the Advancement of Science“  befürwortete Dr. L. D. Rue, der mit diesem Dilemma des postmodernen Menschen konfrontiert war, ganz offen, dass wir uns selbst mittels einer „Noble Lie“ (Noble Lüge) täuschen sollten. Durch die Ansicht also, dass wir und das Universum immer noch einen Wert hätten. Es ist aber deshalb eine Lüge, weil sie uns sagt, dass das Universum von Wert durchdrungen ist (was eine große Fiktion ist), weil sie universale Wahrheit beansprucht und weil sie mir sagt, nicht für mein Selbstinteresse zu leben (was offensichtlich falsch ist). „Aber ohne solch eine Lüge können wir nicht leben.“, so Rue.

Dies ist der hoffnungslose Urteilsspruch, der über den Menschen verhängt ist. Um fortzubestehen, muss er in Selbsttäuschung leben. Aber selbst die Option der „Noblen Lüge“ ist am Ende nicht zu gebrauchen. Um glücklich zu sein, muss man an objektiven Sinn, Wert und Bestimmung glauben. Aber wie kann man an diese noblen Lügen und gleichzeitig an Atheismus oder Relativismus glauben? Je mehr wir von der Notwendigkeit einer noblen Lüge überzeugt sind, desto weniger sind wir dazu fähig, an sie zu glauben. Wie ein Placebo funktioniert die noble Lüge nur bei denen, die glauben, dass es die Wahrheit ist. Aber es ist nicht die Wahrheit, belügen Sie sich doch nicht.

Abschließendes

Ich habe mit diesem Beitrag sicherlich nicht versucht aufzuzeigen, dass der christliche Glaube wahr ist. Natürlich gibt es durchaus gute Gründe, weshalb er zumindest eine ehrliche Chance verdient haben sollte, viele von diesen Argumenten finden sich in diesem Blog. Was ich mit diesem Beitrag versucht habe zu zeigen, ist, die Alternative des Atheismus genau zu erklären. Wenn Gott nicht existiert, dann ist das Leben letztendlich zur Trostlosigkeit verdammt. Das sollte jeder ganz unaufgeregt zugeben, der die atheistische Sichtweise mal bis zum Ende durchdenkt. Aber keine Panik: Atheismus ist nicht alles 🙂

Daher scheint es mir, dass selbst wenn die Argumente für die jeweilige Optionen ausgeglichen wären, eine rationale Person zumindest einmal überprüfen sollte, ob am christlichen Glauben nicht vielleicht doch etwas dran sein könnte – zumindest mehr, als man bislang denkt (Mehr Ausführungen hierzu im Blogbeitrag „Haben Christen die Wahrheit gepachtet?“). Es scheint mir vielmehr überaus unvernünftig,  die atheistische Aussicht auf Tod und Sinnlosigkeit ernsthaft einem Leben mit Sinnhaftigkeit und letztlicher Bedeutung vorzuziehen.

Und falls Sie noch Fragen oder Anmerkungen haben, dann schreiben Sie gerne einen Kommentar oder eine E-Mail.