Wer erschuf Gott? 

Danke für diese sehr gute Frage erst einmal. Sie ist ja wahrlich ein „Klassiker“, kommen wir also zu meinem Antwortvorschlag.

Christen sagen, dass vor der Schöpfung nur Gott war, sonst nichts. Wenn nun gesagt wird, Gott sei der Schöpfer, meinen wir ja nicht nur, dass er feste Gegenstände wie Planeten oder Bäume erschaffen hat. Wir meinen damit, dass er wirklich alles erschaffen hat. Alles, was Sie sich vorstellen können; jede einzelne Existenz auf jeder Ebene und in jeder Dimension war einst nicht, bevor Gott sie erschuf. Das heißt, dass Gott sogar Ideen erschuf.

Er erschuf nicht nur das konkrete Universum aus Quantenfeldern, Gasen, festen Körpern und Flüssigkeiten; er erschuf auch alle abstrakten Wirklichkeiten wie z.B. Güte, Sinn oder Logik. Diese Ideen existierten nicht, bevor er sie erschuf. So wie es keine Bäume gab, ehe Gott den ersten Baum erschuf, so gab es auch keinen Anfang, ehe Gott den ersten Anfang erschuf. Der Einwand beruht also auf einem Missverständnis. Man kann schlecht fragen: „Wer erschuf Gott?“, weil bereits die Idee des Erschaffens Gottes Idee war. So etwas wie eine Schöpfung gab es nicht, bevor Gott sie erschuf.

In den Ausführungen spiegelt sich auch die Definition Gottes wider, die Anselm von Canterbury vorschlägt: „Gott ist das in jeder Hinsicht größte vorstellbare Wesen ist. Wenn man von etwas noch größer als von Gott denken könnte, dann wäre das Gott.“ Wer also fragt, wer Gott erschaffen habe, der spricht eben noch nicht von Gott, sondern denkt vielmehr nur an irgendeine Zwischeninstanz, eine Art „Weltenbaumeister“. Ein stimmiger Gottesbegriff muss dagegen immer ein Grenzbegriff sein; das dadurch gemeinte Objekt muss so beschaffen sein, dass weitere Erklärungsforderungen darüber hinaus nicht mehr sinnvoll sind.