Gründe gegen Gott? Welchen Gott meinen Sie denn? Es gibt so viele Götter in und außerhalb unseres Universums, da kann ich mich nicht für einen Einzelnen entscheiden, welcher ist jetzt der Richtige? Jede Religion behauptet etwas Anderes. Da lass ich es lieber. Bringt ja nichts.

Danke für dieses Statement, das zwar etwas den Ernst vermissen lässt, ich aber dennoch einmal so beantworten möchte, als könnte darin ein Funken ehrlicher Neugier vorhanden sein. Denn vor solch einem Hintergrund finde ich die gestellte Frage sogar sehr berechtigt – es fragen ja nicht wenige Menschen:

Wenn ich mich mal testweise darauf einlasse, dass es so jemanden wie Gott wirklich gibt, wo soll ich dann mit der Suche beginnen? Es gibt ja unzählige Vorstellungen, wie Gott sein soll. Die Muslime sagen dies, die Hindus das; die Christen wieder etwas ganz anderes und so weiter. Was soll stimmen?

Meine Erfahrung ist, dass jetzt aber vornehmlich diejenigen ihre Flinte vorschnell ins Korn werfen, die ohnehin nicht wirklich davon ausgehen, dass es Gott vielleicht doch geben könnte. Das sind zumeist Leute, die sich bereits eine Meinung zum Thema gebildet haben und akribisch davon ausgehen, dass das eigene Weltbild auf jeden Fall stimmen muss. Irrtum ausgeschlossen. Aus meiner Sicht ist das aber kein offener Forschungsansatz, sondern einer, der von einem festen Denksystem ausgeht und sich deshalb den Vorwurf eines „geschlossenen Weltbildes“ gefallen lassen muss. Ich für meinen Teil plädiere eher zu einem offenen Forschungsansatz, der auf Skepsis natürlich nicht verzichten sollte, sich zumindest aber anhört, was so an Gedanken und Argumenten vorgebracht wird, und letztendlich alles möglichst vorurteilsfrei prüft.

Wer also probeweise in Betracht zieht, dass es Gott vielleicht doch gibt, steht nun natürlich vor der nicht leichten Aufgabe, sich im Überangebot der verschiedenen Glaubensbotschaften zu Recht zu finden. Ich persönlich finde es aber wenig ratsam, sich einfach für den Glauben zu entscheiden, der im jeweiligen Kulturkreis am geläufigsten ist. Oder an dem sich die Eltern oder das soziale Umfeld orientieren. Denn nur, weil mein Kulturkreis, meine Eltern oder Freunde einen bestimmten Standpunkt vertreten, heißt das ja noch lange nicht, dass der deshalb auch stimmen muss. (Das trifft übrigens auf jede Weltsicht zu.) Nein, wenn wir fair und ehrlich sind, sollten wir keinen (theistischen) Standpunkt von Vorneherein als unsinnig und falsch deklarieren, nur weil er nicht so richtig passt.

Aber die Frage bleibt ja: Wo fängt man mit seiner Suche nach Gott an? Ich denke, dass diese Entscheidung am besten auf rationalen und objektiven Gründen basieren sollte. Aber gibt es die überhaupt? Kommen wir zum christlichen Glauben, werden uns solche guten und rationalen Gründe zumindest angeboten; aber überprüfen Sie es gerne selbst, ob die guten Gründe wirklich so gut sind:

1. Das christliche Angebot versteht sich als Geschenk

Was ist damit gemeint? Vergleicht man die Glaubenskerne der verschiedenen Religionen, fällt auf: Überall wird uns ein großartiges finales Ziel vor Augen geführt: der Himmel, die Erlösung, die Erkenntnis etc. Und religiöse Systeme – ich nehme da das christliche gar nicht aus – sind zumeist sehr gut darin, dieses Ziel in den schillerndsten Farben zu malen und uns Menschen dann zu vermitteln:

Du willst doch dahin, oder? Das schaffst du auch, wir werden Dir sagen, wie es geht. Folgendes musst Du einhalten, folgende Rituale musst Du befolgen, folgende Regeln vollziehen. Und wenn Du Dich nur immer strebsam bemühst und anstrengst, dann kommst Du vielleicht einmal zu diesem herrlichen Ziel.

Wer es schafft, den göttlichen Maßstäben gerecht zu werden, der wird letztlich das große Ziel erreichen. Religionen haben es immer sehr gut hinbekommen, diesen Erlösungsweg aufzuzeigen, er verleiht ihnen ein nicht unwesentliches Machtpotenzial. Er kann manchmal sehr beschwerlich sein, manchmal auch etwas einfach, aber der religiöse Leitfaden ist stets derselbe: „Tu dies und das, dann du findest die Gottheit.“ Nach diesem Leistungsprinzip funktionieren im Grunde alle Religionen, die großen wie die kleinen. Die christlichen Botschaft aber, prüfen Sie das gerne nach, fällt als einzige aus diesem Raster heraus – hier wird nämlich gesagt:

Du musst und brauchst nichts zu tun und nichts zu leisten, um Gott zu gefallen. Du kannst Dir Gottes Anerkennung auch nicht verdienen oder erarbeiten – sie ist vielmehr ein freies Geschenk. Denn Gott wurde in Jesus selbst Mensch und hat am Kreuz alles getan, was nötig ist, um zu ihm zu kommen. Mit dem Kreuz hat Gott bereits „Ja“ zu uns gesagt, Du brauchst Gottes Angebot nur noch anzunehmen.

Die christliche Botschaft besagt also, dass wir nicht durch unser Tun erlöst sind, sondern durch das, was Gott für uns getan hat. Das ist einzigartig unter den weltweiten Glaubensbotschaften. Christlicher Glaube ist, wie Timothy Keller ganz richtig bemerkt,

„nicht religiös oder irreligiös: Er ist grundsätzlich anders.“

2. Die historische Glaubwürdigkeit des christlichen Glaubens ist überprüfbar

Christen saugen sich ihre Hoffnung ja nicht einfach so aus den Fingern. (Auch wenn einige manchmal den Anschein erwecken.) Christen glauben, dass Gott sich mitgeteilt hat. Nicht in einer Ideologe oder Institution und übrigens auch nicht primär in einem Buch – sondern in erster Linie in einer Person: der Person Jesus Christus. Für Christen ist Jesus daher so etwas wie die erkenntnistheoretische Grundlage ihres Glaubens.

Und nach der Lektüre der einschlägigen historischen Forschung merkt man schnell, dass sich zB einiges über den historischen Jesus sagen lässt. Zunächst stellen wir fest, dass heutzutage kein ernsthafter Historiker die Existenz der Person Jesu leugnet. Eher zeigt der aktuelle Stand der historischen Leben-Jesu-Forschung in ihrer “third quest”-Bewegung:

Historische Jesusforschung kann den christlichen Glauben niemals begründen oder gar seine Richtigkeit beweisen. Sie kann jedoch zeigen, dass dieser Glaube auf dem Wirken und Geschick einer Person gründet, die sich, wenn auch nicht in jedem Detail, so doch in wichtigen Facetten auch heute noch nachzeichnen lassen. Damit leistet sie für die Verantwortung des christlichen Glaubens in der modernen Welt einen substantiellen Beitrag. (Schröter 2010, Jesus von Nazaret, S. 34).

Das ist natürlich nur ein kleiner Einblick in das große Feld der historischen Jesusforschung, aber schon der kann darauf hinweisen: Die Überlieferungen Jesu stehen auf historisch überaus stabilen Beinen. Da hat die Mehrheit der gläubigen, aber auch nicht-gläubigen Forscher Konsens (vgl. auch den Blogtext „Der historische Jesus“).

Aus christlicher Sicht ist der Anspruch Jesu, Gott zu sein, zudem in einem ganz konkreten Punkt bestätigt worden – nämlich in der Auferstehung. Christen glauben, dass die Auferstehung tatsächlich ein historisches Ereignis ist, das der kritischen Prüfung standhält (vgl. den Blogtext „Fakt oder Fiktion? Die Auferstehung Jesu“)

3. „Jesus fasziniert sie alle“

Was meine ich damit? Im Gegensatz zu allen anderen Religionsstiftern ist Jesus der einzige, der in fast allen Glaubenssystemen eine wichtige Rolle spielt. Für viele gläubige Hindus ist Jesus einer der zehn körperlichen Manifestationen Vishnus. Viele Buddhisten (selbst der aktuelle Dalai Lama) sehen Jesus als Bodhisattva, ein Erleuchtungswesen, das nach allerhöchster Erkenntnis und „Buddhaschaft“ strebt.

Für Muslime ist Jesus ein großer Prophet, der (sogar im Gegensatz zu Mohammed) von einer Jungfrau geboren wurde und viele Wunder vollbracht hat. Und auch für viele andere Religionen (Baha‘i, Deisten, Zeugen Jehovas, Mormonen, Sikhs, New-Age-Bewegung, Jains, Religious-Science-Bewegung usw.) ist Jesus so faszinierend, dass ihm alle eine hohe Bedeutung zusprechen.

Vor diesem Hintergrund erscheint es nicht abwegig, sich einmal intensiver mit der Person Jesu auseinanderzusetzen. Die Lebensbeschreibungen Jesu, die wie gesagt auf historisch überaus stabilen Beinen stehen, sind hier sicherlich ein guter Ansatzpunkt.

Fazit

Das alles sind natürlich keine Gründe dafür, warum man auf jeden Fall Christ werden sollte. Es sind meiner Meinung nach aber zumindest gute und rationale Gründe dafür, warum man seine Suche nach Gott zumindest beim christlichen Glauben beginnen könnte.