Glaube ist eine psychische Denkkrücke, ein psychologisches Phänomen, ein Schutzmechanismus, gesellschaftlich konstruiert und/oder beruht auf Wunschdenken. Gott ist eine Illusion und eine von Menschen erfundene Instanz.

Danke für diesen Einwand. So gut ich ihn auch nachvollziehen kann, handelt es sich hierbei ja zunächst um nichts mehr als eine Behauptung: Glaube ist ein psychisches, psychologisches und/oder soziales Phänomen, Gott eine Illusion und/oder eine von Menschen erfundene Instanz. Diese Behauptung darf man natürlich aufstellen, gar keine Frage. Aber was spricht dafür, dass diese Behauptung auch stimmt?

Verstehen Sie mich bitte nicht falsch: Ich will gar nicht sagen, dass diejenigen, die diesen Einwand vorbringen, keine guten Gründe für ihre Behauptung haben – allerdings liefert der vorgebrachte Einwand noch keine. Der erklärt nur, warum Menschen an Gott glauben, wenn es ihn nicht gibt. Er beantwortet aber nicht die – viel grundlegendere und wichtigere – Frage, ob es ihn denn gibt. Hier wird schlichtweg vorausgesetzt, dass Gott nicht existiert. Das ist dann aber kein wirkliches Argument gegen Gott, sondern nur eine Grund- bzw. Vorannahme, die man für sich selbst getroffen hat.

Auch das kann man natürlich machen – also für sich den Entschluss fassen, dass es Gott nicht gibt und auf dieser Vorannahme nun alle seine weiteren Gedanken aufbauen. Es dürfte aber klar auf der Hand liegen, dass diese grundlegende Annahme nichts Weiteres ist als eine persönliche Entscheidung – sozusagen eine philosophische Prämisse, die man für sich getroffen hat. Die kann nun richtig, möglicherweise aber auch falsch sein.

Wer diesen Einwand äußert, setzt also bereits voraus, dass Gott nicht existiert. Aber die selbst getroffene Entscheidung, dass es Gott nicht gibt, kann – bei allem Respekt –  schwerlich ein ernst zunehmendes Argument gegen die Existenz Gottes sein.