Würde es einen Gott geben, dann würde die Bibel kürzer, prägnanter und eindeutiger (!) ausfallen um die vielen Interpretationsmöglichkeiten, die es im Laufe der Jahrhunderte gegeben hat und gibt einfach im Keim zu ersticken. Aber so haben wir das Dilemma. Zum Beispiel wird im Mittelalter ständig mit der Hölle gedroht, heute haben viele sie einfach „abgeschafft“, etc. Es fällt schwer, so etwas ernst zu nehmen.

Danke für diesen Einwand, der die Realität ja ganz richtig beschreibt. Ich denke, dass das zugrunde liegende Problem allerdings ganz woanders verortet ist, als man erwartet. Es mag auf den ersten Blick vielleicht etwas „am Thema vorbei“ sein, ich denke aber, dass die Antwort auf die folgende Frage der Schlüssel des genannten Problems darstellt – nämlich:

„Ist Jesus wirklich von den Toten auferstanden?“

Wahrscheinlich fragen Sie sich jetzt, was die Auferstehung Jesu mit diesem Thema zu tun hat. Nun, eine ganze Menge. Menschen, die diese Frage verneinen, werden uns grundsätzlich andere Dinge erzählen, als die, die diese Frage bejahen. Das Thema „Hölle“ ist sogar ein recht gutes Beispiel dafür: Menschen, für die die Auferstehung Jesu eine Art schönes Märchen ist, werden alles sagen, nur nicht, dass das mit der Hölle Realität ist. Ganz anders diejenigen, die objektiv wie subjektiv davon überzeugt sind, dass Jesus wirklich auferstanden und auch heute noch erlebbar ist. Denn jemand, der von sich sagt, überzeugter Christ zu sein, nimmt es ernst, was uns von Jesus überliefert wurde – also auch Sätze wie:

Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verlorengeht, sondern ewiges Leben hat. (Johannes 3,16)

Ich will euch aber zeigen, wen ihr fürchten sollt: Fürchtet den, welcher, nachdem er getötet hat, auch Macht besitzt, in die Hölle zu werfen! Ja, ich sage euch, den fürchtet! (Lukas 12,15)

Wer also Jesus und seinen Anspruch, selbst Gott zu sein, ernst nimmt, nimmt folglich auch dazu die Aussagen ernst, die uns von Jesus überliefert wurden – und dazu gehören natürlich auch Aussagen über die Hölle. (Vielleicht stellt sich einigen an dieser Stelle die Frage nach der Glaubwürdigkeit der Lebensbeschreibungen Jesu, dazu vgl. folgenden Blogtext.) Leute, die in Jesus eher eine Art moralisch-ethisches Vorbild, aber keinesfalls den menschgewordenen Gott sehen, nehmen Jesus und seine Aussagen logischerweise nicht im gleichen Maße ernst. Das ist meiner Ansicht nach der Ursprung aller widersprüchlichen Aussagen, wenn es um Themen des christlichen Glaubens geht.

Letztlich steht und fällt also alles damit, ob wir Jesus und seine Auferstehung ernst nehmen – und wenn es zunächst nur darum geht, ob es wirklich gute Gründe dafür gibt, die Auferstehung aus objektiv-historischer Sicht ernst zu nehmen. Was mich angeht: Ich bin davon überzeugt, dass wir das können – ich bin 2009 genau aus dem Grunde Christ, weil ich objektiv wie subjektiv davon überzeugt bin, dass die Auferstehung Jesu wirklich stattgefunden hat (für die objektiven Gründe vgl. den Blogtext Fakt oder Fiktion? Die Auferstehung Jesu)